Full text: Das Mittelalter und die Neuzeit (Teil 2)

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erschien. — Ein frischer Geist weht in dem Vo lkslied, das sich immer 
reicher zu entwickeln begann. — In die letzten Zeiten des Mittelalters 
(seit c. 1300) fällt auch die Entstehung des deutschen Dramas (Fast- 
nachts- und Osterspiele). 
§ 4. 
Zeitalter der Reformation. 
Zur Zeit der Reformation erreichte der Meistergesang indem 
ungemein fruchtbaren Nürnberger Poeten Hans Sachs (gest. 1576) 
seinen Höhepunkt. Das von Luther begründete evangelische Kirchen- 
lied („Eine feste Burg", „Aus tiefer Not" je.) entwickelte sich kräftig 
und reich. Der bedeutendste Kirchenliederdichter nächst Luther war Paul 
Gerhardt, dessen fromme Gesänge im gesamten deutsch-evangelischen 
Volke leben. 
Paul Fleming dichtete neben einzelnen geistlichen auch schöne weltliche Lieder. 
Die katholische Kirche hatte einen Dichter von zarter Empfindung in dem Jesuiten 
Spee, der geistliche Hirtengesänge und Loblieder auf den Schöpfer sang. Verwandter 
Art sind die Dichtungen von Johann Scheffler, der sich, seitdem er katholisch 
geworden, Angelus Silesius nannte. 
§ 5. 
Das Zeitalter Friedrichs des Großen. — vorblüte der 
neuen Blütezeit. 
Seit dem Dreißigjährigen Kriege lag die deutsche Dichtung darnieder. 
Der Einfluß Frankreichs war auch in dieser Hinsicht nur nachteilig. 
Selbst die deutsche Sprache erlitt durch das Eindringen französischer 
und italienischer Fremdwörter schmähliche Verunstaltungen. Im Zeit- 
alter Friedrichs des Großen dagegen begann ein großartiger Auf- 
schwung des geistigen Lebens, der zunächst und vorzugsweise auf dem 
Gebiete der Dichtung sich in umfassendster Weise geltend machte. Frei- 
lich sagte Friedrich zu Anfang des Siebenjährigen Krieges von sich selbst: 
„Ich habe von Jugend auf kein deutsch Buch gelesen und spreche das 
Deutsche sehr schlecht; jetzo bin ich ein Mann von 46 Jahren und habe 
keine Zeit mehr dazu." Gleichwohl kam nach Goethes Wort „der erste 
wahre^ und höhere eigentliche Lebensgehalt durch Friedrich den Großen 
und die Thaten des Siebenjährigen Krieges in die deutsche Poesie." „Es 
war die Persönlichkeit des großen Königs, die auf alle Gemüter wirkte." 
Er gab dem deutschen Volk einen Helden, dessen Ruhm die Welt erfüllte; 
seine Großthaten gewährten der Poesie den würdigsten Stoff. Rasch erfolgte 
die Wirkung dieser fruchtbaren Anregung. - Friedrich selbst erlebte noch den
	        
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