Full text: Das Mittelalter und die Neuzeit (Teil 2)

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schieden: die Morgensuppe, das Mittagmahl, Vesper und Abendbrot. Zu den 
Tischgeräten sind nun auch die Teller (meist aus Holz) hinzugekommen. Doch 
war es meist noch üblich, daß die Tischgenossen aus einer gemeinsamen 
Schüssel (ohne Teller) die Suppe aßen. Immer noch fehlte die Gabel. — 
Die Kleidung war vielfach nach französischen und italienischen Mustern 
umgestaltet. Zu den bisherigen Kleidungstücken war noch der „Koller", eine 
Art Weste, hinzugetreten. Darüber trug man ein sehr kurzes Wams oder 
einen langen Rock. Die Ärmel hatten große Aufschläge oder hingen schweif- 
artig zu Boden. Die Beine staken in engen, strumpfartigen Hosen, die Füße 
in hohen Reitstiefeln, die oft umgeschlagen waren. Rock und Hosen trug man 
immer noch gern geschlitzt und in bunten Farben, sogar so, daß der eine 
Ärmel eine andere Farbe hatte, als der andere (ebenso an den Hosen). Bei 
der weiblichen Kleidung kamen nun die langen Schleppen auf. Die Vorder- 
<mnel fielen bis zu'den Füßen herab und waren oft mit silbernen Schellen 
besetzt. Die Füße staken in Schnabelschuhen. 
„Ritter, Knappen und Bürger trugen lange gestreifte Leibröcke, die hinten und an 
der Seite geschlitzt waren, mit großen, weiten Ärmeln, und die Ärmeleinfassungen waren 
eine Elle breit oder breiter. Das hing den Leuten über die Hände; wenn man wollte, 
schlug man sie auf. Ferner trugen die Männer Ärmel an den Wämsern, an Jacken und 
an anderer Kleidung. Die hatten Stauchen beinahe bis zur Erde hinab. Und wer die 
allerlängsten trug, der war ein rechter Kerl." (Limburger Chronik.)*) 
„In jenen Tagen artete die Thorheit der Menschen so sehr aus, daß die Jünglinge 
überaus kurze Kleider und Röcke trugen, mit welchen sie nicht einmal die Hüften bedecken 
konnten. Ähnlich die Frauen, welche ihre allzuengen Gewänder mit mannigfaltigen und 
ungeheuerlichen Schlitzen versahen." (Mainzer Chronik.)*) 
Die Wohnungen waren auf dem Lande meist noch ebenso einfach und 
ärmlich wie früher. Dagegen wurden in den Städten die Häuser nun immer 
stattlicher: aus Stein gebaut und in mehreren Stockwerken sich erhebend. 
Da indessen die Städte alle für die Verteidigung eingerichtet und daher um- 
mauert sein mußten, so war es nötig, die Häuser der Stadt auf eine mög- 
lichst enge Grundfläche zu beschränken. Um dennoch Raum zu gewinnen, baute 
man die oberen Stockwerke weiter hinaus, als die unteren, so daß in den 
engen Straßen die obersten Stockwerke der gegenüberliegenden Häuser sich 
oft beinahe berührten. Auch wurden vorspringende Erker angebracht, nament- 
lich an den Ecken der oberen Stockwerke. Die Fenster waren jetzt meist 
init runden Glasscheiben und kunstvoller Vergitterung versehen. Die Straßen 
wurden in den größeren Städten bereits gepflastert, bei besonderen Gelegen- 
heiten (Festen) auch schon mit Pechkränzen, Fackeln oder Laternen beleuchtet. 
2. Wirtschaftliches Leben. Das Ackerland hatte fast schon die jetzige 
Ausdehnung erlangt. Daher hatte schon vielfach die Auswanderung der länd- 
*) Entnommen aus Blume, Quellensätze.
	        
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