Full text: Das Mittelalter und die Neuzeit (Teil 2)

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Nachdem er sich so genügend verstärkt hatte, zog er plötzlich vor die feind- 
lichen Burgen. Um sie rascher zu bezwingen, bediente er sich der neuen Er- 
findung der Donnerbüchsen. Namentlich soll ihm dabei eine große Donner- 
büchse dienlich gewesen sein, welche die Bauern „die faule Grete" nannten, 
weil sie schwer vom Platze zu bringen war. So eroberte der Burggraf in 
kurzem die festen Schlösser alle, auch die starke Burg Plaue, deren „Mauern 
von Ziegelsteinen so dick gebaut waren, daß man bequem mit einem Wagen 
darauf fahren konnte." 
„Also wurde in kurzer Zeit den Räubern und Landplackern Einhalt gethan und 
ihre Raubschlösser wurden gewonnen und zerstört. Das mochte wohl eine sonder- 
liche Schickung der Gnade Gottes sein; denn wäre den Räubern und ihrem 
Wesen nicht gesteuert worden, so wäre das Land in kurzem ganz verwüstet worden." 
Nachdem so der Burggraf Friedrich sich in den wenigen Jahren seiner 
Statthalterschaft schon so große Verdienste um das Land erworben hatte, über- 
trug ihm der Kaiser 1415 auf dem Konzil zu Konstanz das Markgraftum 1415 
Brandenburg nebst der Kur- und Erzkämmererwürde erb eigentümlich. Mit 
diesem Friedrich VI., der sich nun als Kurfürst von Brandenburg 
Friedrich I. nannte, beginnt die Reihe der Hohenzollernschen Kur¬ 
fürsten, deren im ganzen zwölf regierten. Gerade jetzt, seit Friedrich 
als Kurfürst die Mark zu eigen erhalten hatte, konnte er sich wenig mehr 
um dieses sein eigenes Land bekümmern, da er zu sehr von den Reichsgeschäften 
in Anspruch genommen war. Namentlich hatte er als Feldherr des Reichs- 
Heeres gegen die Hussiten zu kämpfen. Als er später in Folge der Beschwerden 
des Alters seine Kraft ermatten fühlte, überließ er seinen Söhnen die Re- 
gierung seiner verschiedenen Besitzungen. Er selbst zog sich auf die Kadolz- 
bürg in Franken zurück, wo er in christlicher Glaubenszuversicht (1440) starb. 
Sein Wahlspruch war: „Wer auf Gott vertraut, den verläßt er nicht". — Seine 
aus Bayern stammende Gemahlin Elisabeth, „die schöne Else", durch Schönheit und 
Geistesbildung hervorragend, war ihrem Gemahl eine treue Genossin bis an sein 
Lebensende. 
Aus Friedrich I. folgte in der Mark Brandenburg sein zweiter Sohn 
b. Friedrich II. Eisenzahn (1440—1470). Er bezwang die nach Un- 
abhängigkeit strebenden Städte des Landes, besonders Berlin, wo er sich 
eine Fürstenburg erbaute. 
Sein Wahlspruch war: „Beten und arbeiten". 
Sein Bruder: / 
c. Albrecht Achilles (1470—1486), ein tapferer, ritterlicher und 
prachtliebender Herr, vereinigte nach dem Tode seiner Brüder wieder alle 
brandenburgischen und fränkischen Besitzungen Friedrichs I. und führte (1473) 
durch ein Hausgesetz die Unteilbarkeit der Marken ein. 
Sein Wahlspruch war: »In Gott's Gewalt Hab' ich's gestalt; Er hat's gefügt, 
daß mir's genügt".
	        
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