Full text: Kurze Geschichte der deutschen Dichtung (Anh)

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In den letzten Zeiten des Mittelalters entwickelte sich ferner aus 
den geistlichen Kufführungen und den Fastnachtsspielen das deutsche 
Drama. Die Mängel der Zeit verspotteten satirische Dichtungen, 
wie Sebastian Brants Narrenschiff und die niederdeutsche Bearbeitung 
des Tierepos Reineke Fuchs. 
§ 4. 
Die deutsche Dichtung im Zeitalter der Religionskämpfe. 
Zur Zeit der Reformation begründete Martin Luther durch 
seine Bibelübersetzung und zahlreiche Prosaschriften die neu- 
hochdeutsche Schriftsprache. Ruch schuf er das evangelische Kirchen¬ 
lied. Der nürnberger Meistersänger Hans Sachs ergötzte und be¬ 
lehrte das Volk durch sinnreiche Schmänfce und Schauspiele. Ruch 
der wackere Mainzer Johann Fischart suchte bald durch scharfe 
Satiren, bald durch freundliche Lehrgedichte aufklärend und 
bessernd zu wirken. Zahlreiche Volksbücher bewahrten wertvolle 
Sagenstoffe des Mittelalters für spätere Zeiten. 
Der Dreißigjährige Krieg warf die deutsche Dichtung fast völlig 
darnieder. Selbst die deutsche Sprache wurde durch das Eindringen 
fremöer, insbesondre französischer IDörter verunstaltet. Dieser Der- 
roilöerung öer öeutschen Sprache traten öie Sprachgesellschaften 
entgegen, so „öie fruchtbringenöe Gesellschaft oöer öer Palrnenoröen" 
in Kothen, „öie öeutschgesinnte Genossenschaft" in Hamburg, „öer ge¬ 
krönte Blumenoröen oöer öie Pegnitzschäfer" in Nürnberg. 
Um öie Regeln öes Versbaues mochte sich öer Schlesier Martin 
Opitz öurch fein „Buch von öer öeutschen poeterei}" veröient; auch 
war er öer Begrünöer öer schleichen Dichterschule. (Ein anöeres Mit- 
glieö öieser Schule, Paul Flemming, öichtete schöne weltliche unö 
geistliche £ieöer. Der Königsberger Simon Dach ist namentlich öurch 
sein volkstümliches £ieö „Rnnchen von Tharau" bekannt gerooröen; 
auch er öichtete geistliche £ieöer. 
Überhaupt tvuröe öas geistliche Lied öurch öie Not öer Kriegs- 
zeit gefördert. Der beöeutenöste evangelische Kirchenlieööichter öieses 
3ahrhunöerts war Paul (Berharöt. Die katholische Kirche hatte 
einen Dichter von zarter (Empfinöung in öem Jesuiten Frieörich 
von Spee. Ihm verwanöt ist Johann ScheffIer, öer sich nach 
seinem Übertritt zur katholischen Kirche Rngelus Silesius nannte. 
Christoph von Grimmelshausen schuf in feinem „Simpli« 
zissimus" einen bemerkenswerten öeutschen Roman.
	        
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