— 154 —
teten, unter schmachvollen Mißhandlungen zu den härtesten Arbeiten in den Berg-
werken und Pflanzungen, deren ungewohnter Last die Unglücklichen massenweise
erlagen. Vergebens suchte der edle Priester Las Casas das Los der Unterdrückten
zu erleichtern. Da kam er auf den Gedanken, statt der schwächlichen Indianer die
kräftigen Neger aus Afrika zur Arbeit zu empfehlen. Sein Vorschlag fand Ein-
gang. Aber die Folge war, daß nun der Negersklav enh andel aufkam, der über
drei Jahrhunderte hindurch als eine Schmach für die Menschheit bestanden hat
und erst in unfern Tagen abgeschafft worden ist.
Europa zog aus den neu entdeckten Ländern mannigfachen großen Gewinn.
Stolze Silberflotten führten alljährlich die unermeßlichen Schätze der Berg-
werke von Mexiko und Peru nach den spanischen Häsen. Neue Bodenprodukte:
Zucker und Kaffee, Tabak, Mais, Kartoffeln 2c. wurden aus den Kolonieen einge-
führt und durch die neuen Nahrungs- und Genußmittel die Lebensweise vielfach
verändert. Der Handel erfuhr eine völlige Umgestaltung. An die Stelle des Ver¬
kehrs auf den Binnenmeeren trat der oceanische Welthandel, der die europäischen
Wimpel an die Gestade aller Oceane trug. Dadurch verloren die alten Seehandels-
städte Venedig und Genua mehr und mehr an Bedeutung; auch der Handel der
Hansa geriet in Verfall. An ihrer Stelle blühten die atlantischen Staaten
empor, zunächst Spanien und Portugal. Lissabon war jetzt der Markt für
die kostbaren Erzeugnisse Ostindiens und wurde der erste Welthandelsplatz. Auch
die Wissenschaften, vor allen die Erd- und die Naturkunde, wurden durch die neuen
Entdeckungen erheblich erweitert und bereichert. — So traten in den Zuständen
der europäischen Völker weitreichende Veränderungen ein: die alte Welt wurde
durch die neue vielfach umgestaltet.