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Der Tempel besteht aus 3 Haupträumen: 1. dem Vorhof (unbedeckt, von einem
gedeckten Säulengang umgeben); 2. dem Säulensaal; 3. dem inneren Heilig-
tum (Cella, Sanctuarium) mit dem Bilde des Gottes. Alle Wände und Säulen
sind mit farbigen Bildern und Hieroglyphen bedeckt.
3. Die letzten Zeiten des Pharaonen-Reiches (Reich von
Sais). Unter schwächeren Königen sank dann allmählich Ägyptens
Macht; es wurde sogar von feindlichen Völkern, namentlich den
mächtigen Assyrern unterjocht (s. § 10, 1). Doch bestand diese
Fremdherrschast nicht lange. Einer der tributzahlenden einheimischen
Unterkönige, welche die Assyrer eingesetzt hatten, Psammetich in
Sais, befreite das Land wieder und machte sich zum unabhängigen
Könige von Ägypten (664 v. Chr.). Mit ihm begann eine neue
Zeit, indem er das bisher abgeschlossene Land dem Weltverkehr
öffnete und namentlich mit den Griechen in Verbindung trat, so daß
der Handel emporblühte und der Wohlstand sich mehrte. Auch
Psammetichs Nachfolger wirkten in diesem Sinne. Sein Sohn
Necho faßte sogar den kühnen (schon von den alten ägyptischen
Königen gehegten) Plan, durch einen Kanal das Mittelmeer mit
dem roten Meere zu verbinden, ein Werk, das freilich erst nach mehr
denn zwei Jahrtausenden in unseren Tagen zur Durchführung ge-
langen konnte. Dagegen glückte eine andere große Unternehmung:
Necho ließ durch phönizische Seefahrer Afrika umschiffen. Auch diese
Fahrt hat in zweitausend Jahren kein Schiffer zu wiederholen ge-
wagt. Nach Necho herrschten noch drei einheimische Könige über
Ägypten; dann wurde Ägypten eine Beute der Perser (s. § 13, 2).
II. Die Semiten.
§ 5.
Die Länder des semitischen Sprachgebiets.
(S. Karte I u. IL)
Die Länder des semitischen Sprachgebiets erstreckten sich vom
Mittelländischen Meere und dem arabischen Meerbusen einerseits bis
zu den Gebirgen im Osten des Tigris und dem persischen Meer-
busen andererseits.
Wenn in Nordafrika das ägyptische Reich sein Dasein wesentlich
dem Nilstrom verdankte, so wurden in Vorderasien die Zwillings-
ströme Euphrat und Tigris für die Gründung geordneter
Staaten, aus denen mächtige Reiche hervorgingen, von hoher Be-