Full text: Abriß der Weltgeschichte mit eingehender Berücksichtigung der Kultur- und Kunstgeschichte für höhere Mädchenschulen

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wollte, es wäre Nacht, oder die Preußen kämen!" Und die Preußen 
kamen, spät, aber nicht zu spät. Sosort greifen sie in den Kampf ein. 
Es entsteht ein gräßliches Blutbad; die französischen Garden kämpfen 
mit dem Mute der Verzweiflung. Aber vergeblich ist ihr Widerstand; 
bald ertönt aus den Reihen der Franzosen der Ruf: „Rette sich, wer 
kamt!" und das Heer ergreift die Flucht. Als der Abend herabdunkelte, 
begrüßten sich Wellington und Blücher vor dem Hofe von Belle Alliance 
als Sieger. Kaum entrann Napoleon selbst den Händen der verfolgen- 
den Preußen; seinen Reisewagen, aus dem er entsprungen, samt Hut, 
Mantel und Degen mußte er ihnen zurücklassen. Als Flüchtling kam 
er nach Paris; sein Heer war vernichtet. 
2. Napoleons Verbannung. Blücher schrieb vom Schlachtfelde 
aus: „Die schönste Schlacht ist geschlagen, der herrlichste Sieg ist er- 
fochten. Ich denke, die Bonapartesche Geschichte ist nun vorbei." So 
war es. Die Verbündeten zogen zum zweitenmal in Paris ein, nach- 
dem Napoleon „zu gunsten seines Sohnes" der Krone entsagt und in 
dem Hasen Rochefort in den Schutz der Engländer sich begeben hatte. 
Er wurde aber als Kriegsgefangener nach der fernen Felseninsel 
St. Helena gebracht. Dort lebte er, umgeben von einigen Getreuen, 
noch fünf Jahre. Er starb am 5. Mai 1821. 
3. Der zweite Pariser Friede 1815. Ludwig XVIII. nahm 1815 
den französischen Thron wieder ein. Der zweite Pariser Friede 
beschränkte Frankreich auf den Umfang von 1790; es trat einige Grenz- 
festnngen an die Niederlande, Saarbrücken und Saarlouis an Preußen, 
Landau an Bayern ab und gab die in seinen Eroberungskriegen ge- 
raubten Kunstschätze an ihre früheren Besitzer zurück. In Paris schlössen 
(auf Kaiser Alexanders Veranlassung) die Herrscher Rußlands, Öfter- 
reichs und Preußens den heiligen Bund, in welchem sie gelobten, 
nach Befehl der heiligen Schrift wie Väter ihre Völker zu regieren, 
untereinander Frieden zu halten und als Brüder einander Hilfe und 
Beistand zu leisten. Die meisten übrigen Fürsten traten in den folgen- 
den Jahren der „heiligen Allianz" bei. 
II. Die neueste Zeit 1815—1888. 
(Verfassungs-,Freiheits-und Einigungskämpfe.) 
§ 153. 
Deutschland bis 1848. 
1. Der Deutsche Bund. Der 1815 gegründete Deutsche Bund 
vereinigte die als selbständig erklärten Einzelstaaten zu einem Staaten-
	        
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