Full text: Abriß der Weltgeschichte mit eingehender Berücksichtigung der Kultur- und Kunstgeschichte für höhere Mädchenschulen

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2. Einwanderungen aus dem Orient. So lautet die Stamm- 
sage der Griechen. Doch waren sie nicht, wie sie selbst meinten, 
Eingeborene ihres Landes (Autochthonen), sondern ein Zweig der 
großen arischen Völkerfamilie (f. § 11) und in ältester Zeit aus 
Hochasien in die Halbinsel eingewandert, welche sie bewohnten. Auch 
auf die früheste Entwicklung der griechischen Kultur hat der Orient, 
insbesondere das Volk der Phönizier durch Niederlassungen auf 
den Inseln und an den Küsten des Landes, vielfach eingewirkt. Dar- 
auf weisen hin die Einwanderungssagen von Kekrops, 
Kadmus, Danäus und Pelops, die als Gründer geselliger 
Ordnung und Gesittung gefeiert werden. 
Aus der Heroenzeit sind daher zunächst hervorzuheben: 
Die Einwanderer. 
1. Kekrops kam aus Ägypten nach der Landschaft Attika, in welcher er 
als erster König und Gesetzgeber waltete und die Burg Kekropia erbaute. 
(Nach der älteren Gestalt der Sage war Kekrops einheimischer König.) 
2. Kadmus zog aus Phönizien, seine von Zeus geraubte Schwester Eu- 
ropa suchend, nach Griechenland und folgte auf Weisung des Orakels zu Del- 
phi den Spuren eines den Göttern geheiligten Rindes nach der Landschaft 
Böotien. Dort gründete er nach Erlegung eines furchtbaren Drachens die Stadt 
Theben mit der Burg Kadmea. Ihm wird die Erfindung der Buch- 
staben zugeschrieben. Seine Tochter Sem öle war die Mutter des Weingottes 
Dionysos. 
3. Danäus wanderte'aus Ägypten in die Landschaft Argö lis ein, deren 
Kultur von ihm ausging. Seine fünfzig Töchter, die sogenannten Danaiden, 
töteten, eine einzige ausgenommen, die ihnen aufgezwungenen Gatten gleich 
nach dem Hochzeitsfeste. Für diefen Frevel wurde ihnen die Strafe auferlegt, 
daß sie in der Unterwelt unaufhörlich Wasser in ein Faß gießen mußten, dessen 
Boden durchlöchert war. 
4. Pelops war der Sohn des reichen Königs Tantälus in Kleinasien, 
der durch frevelhaften Übermut die Gunst der Götter verlor und in die Unter- 
welt verstoßen wurde, wo er, im wasserreichen Teiche von köstlichen Früchten 
umgeben, durch endlosen brennenden Durst und unerträglichen Hunger gepeinigt 
wurde. Pelops wanderte nach Südgriechenland aus, wo er dann als mächtiger 
König herrschte, sodaß die Halbinsel nach ihm Peloponnes d. i. Pelopsinsel 
genannt wurde. Seine Söhne waren Atreus und Thyestes, die einander 
in greuelvollem Bruderzwiste befeindeten. Des Atreus Söhne Agamemnon 
und Menelaus gehörten zu den hervorragendsten Helden des trojanischen 
Krieges. 
§ 17. 
Die griechischen Heroen. 
Zahlreich sind die griechischen Nationalheroen. Unter ihnen
	        
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