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„Die meisten der mir bekannten Compendien erschweren da-
durch ihren Gebrauch, daß sie, verleitet durch das Streben nach
möglichster Vollständigkeit ein zu reiches Material enthalten, so
daß der Schüler die Masse dds Dargebotenen in sich aufzunehmen
nicht im Stande ist und auch dann noch in Verwirrung geröth,
wenn der Lehrer sich bemüht, die Fülle des Stoffes durch ange-
messene Auslassung des Ueberflüssigen zu ermäßigen. In andern
Lehrbüchern, z. B. in den jetzt häufig gebrauchten von Ditmar,
ist die einfache Erzählung der Begebenheit durch Reflexionen über
Personen nnd Sachen so ausgeschmückt, daß dadurch einerseits der
Lehrer in seiner freien mündlichen Darstellung, die doch stets an-
regender bleibt und ergreifender wirkt, als alles geschriebene Wort,,
zu sehr beschränkt wird, andererseits der Schüler in die Gefahr
eines anmaßlichen Nachredens der Weisheit seines Compendiums
kommt, ohne daß er doch zu einer klaren Auffassung der historischen
Thatsachen gelangt ist. Von solchen Znthaten habe ich daher mein
Büchlein möglichst frei halten zu müssen geglaubt."
Der Referent sagt dann schließlich: „Der Verfasser hat sein
Buch für mittlere Gymnasialklaffeu bestimmt und ist wohl der
Meinung, daß den oberen Klassen ein ausführlicheres Buch von-
Nöthen sei. Ich glaube das kaum. Nur wenige Vermehrung in
der alten Geschichte wäre erforderlich, um das eine Buch für die
ganze Schule geeignet zu machen, lieber das Einzelne des Buches-
zu sprechen, wird einem andern Mitarbeiter vorbehalten bleiben."'
(Zeitschrift für Gymnasialwesen,)
Unter diesem Titel erschien vor Kurzem ein Leitfaden für den Ge¬
schichtsunterricht, der nach Form und Inhalt Ausgezeichnetes
bietet. Der Standpunkt des Verfassers ist ein christlicher; das Christen-
thnm tritt aber, worauf wir besondern Werth legen, ohne alle Ostenta-
tion auf. Die ganze der Geschichtserzählung zu Grunde liegende An-
schauuug ist eine wesentlich christliche; Verfasser stellt aber darüber
keine Betrachtungen an, es versteht sich für ihn diese Anschauung
von selbst . . . Verfasser hat überhaupt den Fehler so mancher
Lehrbücher des Geschichtsunterrichts, die Erzählung der Thatsachen
durch Bemerkungen und Betrachtungen darüber auszuschmücken,
glücklich vermieden .... Nicht weniger glücklich ist die Auswahl
des Stoffes, bekanntlich eine der Hauptfchwierigkeiten bei Abfassung
solcher Lehrbücher. Ohne abgerissen und durch allzu große Ge¬
drängtheit unverständlich zu sein, enthält das Büchlein in schöner
fließender Sprache das für die bezeichnete Unterrichtsstufe Nöthige.
Man merkt es ihm an, daß es in der Schule entstanden
und aus der eigenen Praxis des Verfassers herausgewachsen ist.