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383) und Valentinians II. (392) Tode war Theodosius
der Große Alleinherrschers^
4. Tbeodonns Arbot allen heidnischen Opferdienst auf's
strengste und ließ die Göttertempel zerstören oder zu Kirchen ein-
weihen. Aber seit der Vernichtung des Heidenthums
mehrte sich auch die Unordnung und Verwirrung in der Kirche.
Streitigkeiten über die Lehre erfüllten Jahrhunderte hin-
durch besonders die östlichen Länder. Eme Reihe von Kirchen-
Versammlungen stellte die einzelnen Glaubenssätze fest und
verurtheilte die Widersprechenden als Ketzer. Vorzüglich ange-
sehene Lehrer wurden durch den Namen Kirchenväter geehrt.
So unter mehreren andern der beredte Bischof Johannes
C'hrysostömus (Goldmund) zu Constantinopel, der Erzbischof
Ambrosius zu Mailand, der gelehrte Bibelübersetzer Hiero-
uymus und vor allen der Bischof Augustinus zu Hippo (in
Afrika), der durch seine Schriften den tiefsten Einfluß auf die
Kirche geübt hat (alle diese Männer um 400). — Die Gewalt
der Bischöfe wurde immer größer; den drei mächtigsten unter
ihnen, den Bischöfen von Rom, Alexandria und Antiochia, wurden
die von Constantinopel und Jerusalem hinzugefügt und diese fünf
ajs Patriarchen vorangestellt; den höchsten Rang hatte, vor-
züglich seit Leo I. dem Großen (450), der römische Bischof.
— Die zunehmende Veränßerlichung der Kirche zeigte sich vor-
nehmlich auch im Gottesdienste, der sich immer prunkvoller ge-
staltete: Weihrauch wurde aus dem Heidenthum herübergeuommeu,
Kerzen und Lampen maßten zur Erhöhung der Feierlichkeit bei-
tragen, prächtige Gewänder schmückten die zwischen Christo und
dem Volke das Mittleramt übenden Priester. Die Kirchen
(meist im Styl der Basiliken erbaut) füllten sich mit Bildern. Zu
den Festen kamen, außer dem Weihnachtsfeste, das jetzt erst
allgemein begangen wurde, Tage zu Ehren der Maria, der
Apostel, der Heiligen, die neben dem Herrn als himmlische
Fürbitter angerufen wurden. Aeußere Werke: Fasten, Almosen,
Psalmenlesen, galten an sich für verdienstlich. Besonders hoch
gehalten wurde das Mönchsthum. Schon sein Stifter Antonius
(§ 59, 4) versammelte viele Jünger um sich; das Bedürfuiß der