Das Alterthum.
Von den ältesten Zeiten bis zum Untergange des weströmischen Reiches,
X — 476 n. Chr.
Die alte Geschichte zerfällt in:
1. Geschichte der orientalischen Völker,
2. Geschichte der Griechen,
3. Geschichte der Römer.
Erstes Capitel.
Geschickte der orientalischen Völker.
§ 1.
Die Urzeit.
1. Die Urgeschichte der Menschheit ist erzählt in der hei-
ligen (Schrift. Im Anfang — so beginnt das erste Buch Mosis
— fchuf Gott Himmel und Erde. Und er schuf den Meufcheu zu
seinem Bilde und bestimmte ihn, die Erde sich unterthan zu
machen und zu herrschen über alle Geschöpfe. Zum Wohnsitz gab
er dem ersten Menschenpaare, von dem aller Menschen Ge-
schlechter abstammen, einen Garten in Eden (Paradies) gegen
Morgen. Also das Morgenland d. i. das innere Asien der
Ursitz des Menschengeschlechts. Dort lebte ursprünglich
der Mensch in innigem Verkehr mit seinem Schöpfer. Aber
durch den Sündenfall zerriß er diefe Gemeinschaft und der-
lor das Paradies. Die sich hausende Sünde führte zur Süud-
fluth, welche die Menschen, mit Ausnahme Noah's und seiner
Familie, von der Erde vertilgte.
DieLagedes Paradieses läßt sich geographisch nicht bestimmen;
man hat das von einem Nebenflusse des Indus, dem Djelum (Hydaspes),
in seinem oberen Laus durchströmte Thal Kaschmir genannt, wo das
Getreide und die Hansthiere sich wild vorfinden. Die Erinnerung an den
Verlust des paradiesischen Znstandes klingt nach in den Dichtungen der
heidnischen Völker als Klage um ein verlorenes g o l d e n e s W e l t a lt e r.
Ebenso lebt bei vielen Völkern das Andenken an eine großeFluth, in
welcher das älteste Menschengeschlecht unterging: so bei den Indern, den
Babyloniern, den Griechen (Deukalionische Fluth) :c. :c.