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Staatlich gehört das Norddeutsche Tiefland größtenteils zum Königreich
Preußen. In der Provinz Posen, deren östlicher Teil landschaftlich die Eigen¬
tümlichkeiten des benachbarten Polen trägt und auch von Polen bewohnt wird,'
finden sich einzelne See- und Waldgebiete, aber auch große Getreideländereien.
Der Hauptfluß, die Warthe, durchströmt die Provinz in mehreren Krümmungen
und ist abwechselnd von Hügeln und von sumpfigen Wäldern umsäumt. Die
Hauptstadt der Provinz, Posen, ist eine starke Festung. Sie liegt zur Hälfte auf
dem linken höheren Ufer, zur Hälfte auf dem Niederungsufer der Warthe und hat
auf der linken Seite die deutsche Eigenart, während die rechte Hälfte durchaus
polnisches Gepräge zeigt. Um die Stellung der Stadt im Kampfe gegen das rück¬
sichtslos vordringende Polentum zu stärken, hat Posen jetzt eine deutsche Aka¬
demie. Im Regierungsbezirk Posen liegen die bedeutenderen Orte im S., wie
Rabitseh und der Knotenpunkt Lissa. Bei Bomst ist der nördlichste Weinbau von
Deutschland.
Der Regierungsbezirk Bromberg liegt zu beiden Seiten der Netze. Die Haupt¬
stadt Bromberg liegt an dem nach ihr benannten Kanal und der die Tucheier Heide
durchströmenden Brahe. Bei Hohensalza befindet sich ein bedeutendes Steinsalz¬
vorkommen. In Gnesen ist der Sitz eines Erzbischofs, Schneidemühl und Kreuz
sind wichtige Knotenpunkte an den Verbindungslinien Berlin—Danzig und
Stettin—Posen.
Die Provinz Ostpreußen schiebt sich weit gegen die russischen Ostsee¬
provinzen vor. Der nördlichste Regierungsbezirk ist der Bezirk Gumbinnen. In
der Nähe von Gumbinnen liegt Trakehnen, das Hauptgestüt von Preußen. An
der Memel, die auf der russischen Seite den Namen Njemen (d. i. deutscher Fluß)
führt und mit einem großen Delta in das Kurische Haff mündet, liegt die Stadt
Tilsit, durch den unglücklichen Frieden von 1807 bekannt. Die fruchtbare Nie¬
derung der Memel ist mit Kolonistendörfern besetzt. Grenzstation gegen Rußland
auf der Strecke nach St. Petersburg ist Eydtkuhnen.
Die am Ausflusse des Kurischen Haffs gelegene Stadt Memel gehört zum
Regierungsbezirk Königsberg. Königsberg, die Hauptstadt der Provinz und die
Krönungstadt der preußischen Könige, liegt am Pregel. Es treibt lebhaften
Handel mit den baltischen Ländern, ist starke Festung und Sitz einer Universität.
(Fig. 42.) Die in der Nähe gelegenen Orte Labiau, Wehlau, Friedland und Preußisch
Eylau sind aus der Geschichte bekannt. Das Samland, eine frühere Insel, gehört
zu den schönsten Gegenden des östlichen Deutschland. An seiner Küste liegt
eine große Zahl von Badeorten und außerdem ist es als der Hauptfundort für
Bernstein bekannt. Pillau, an der Ausmündung des Frischen Haffs, ist der Vor¬
hafen von Königsberg. In Frauenburg ist der Sitz des Bischofs von Ermland.
Den südöstlichen Teil der Provinz, den man nach seinen polnischen Be¬
wohnern auch als Masuren bezeichnet, hat man jetzt als Regierungsbezirk Allen¬
stein abgetrennt. Er hat nur kleine Städte und keinen guten Boden, ist aber mit
schönen Seen und prächtigen Wäldern bedeckt.
Die Provinz Westpreußen weist auf dem Landrücken einförmige Kiefern-
wälder und Kartoffelfelder, an seinen Rändern schönere Punkte auf: und hat
Anteil an der fruchtbaren, aber vom Hochwasser bedrohten Weichselniederung,
wo viel Raps und Zuckerrüben gebaut werden. Im südlichen5 Teile, demL Kulmer