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und Gewerbe, so daß die Brandenburger sich glücklich 
priesen, unter seinem Scepter zu stehen; allein bald 
sahen si-e sich getauscht. Seine allzugroße Gutmüthigs 
feit, die Niemandem etwas abschlagen konnte/ seine 
Prachtliebe bey der Tafel, bey seinem Hofstaate, in der 
Kleidung, indem man Hosen trug, wozu oft 100 Ellen 
Zeug gehörten, Pluderhosen genannt, in der Er- 
bauung von Jagd- und Lustschlössern, und seine Ver¬ 
gnügungssucht kosteten dein Staate nicht nur ungeheure 
Summen, sondern verbreiteten auch unter den übrigen 
Standen große Ueppigkeit im Essen und Trinken, und 
hatten allerlei Ausschweifung und Schwelgerei zur Folge. 
Daher kam es auch, daß er dem Staate bey seinem 
Tode eine große Schuldenlast hinterließ, obgleich er je¬ 
doch auch mit einigen andern Fürsten Verbindungen schloß, 
wodurch dem Lande in der Folge große Vorlheile erwuch¬ 
sen, so wie er auch der erste Kurfürst war, welcher sick- 
öffentlich zur e v a n g e l i s ch e n K i r ch e bekannte. Wenn 
nun auch unser Vaterland unter diesem Regenten bey 
seinen sonst trefflichen Anlagen und bey seiner Gutmü- 
thigkeit und Milde hatte glücklicher seyn können, als eS 
am Ende seiner Regierung war, so steigt unsere Achtung 
und Bewunderung um so höher bei seinem ausgezeichne¬ 
ten Sohne und Nachfolger Johann George, welcher 
von i5yi bis 1L9L regierte, und uns durch seine Tu¬ 
gend mit der Schuld seines Vaters anssöhnet. Johann 
George, gewöhnlich der gute Wirth genannt, 
schrankte sich ein, und ehe zehn Jahre vergingen, war 
nicht nur sein Land frey von Schulden, sondern es war 
auch noch Vorrath in den Kassen; obgleich er immer mit 
einem seiner Würde und seinen Einkünften angemessenen 
Anstande lebte. Ordnung, Mäßigkeit und Anständigkeit 
trat unter ihm an die Stelle der Völlerey und Schwel- 
gerey; durch ernste und strenge Gesetze schrankte er den 
unmäßigen Aufwand im Essen und Trinken, in der Klei-
	        
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