Full text: Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters (Teil 1)

Friedrich II. 
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geloben müssen. Aber indem er seinen Sohn Heinrich in Deutschland 
zum Könige wählen ließ, stellte er in diesem die Verbindung Neapels 
und Sieiliens mit dem Reiche wieder her. Der nachgiebige Papst 
Honorius III. krönte ihn gleichwohl zum Kaiser. 
5. Kreuzzug 1227 — 1228. Den Kreuzzug schob Friedrich trotz 
der Ermahnungen des Papstes von Jahr zu Jahr hinaus, da er nicht 
wagen durfte, Italien und Deutschland auf längere Zeit zu verlassen. 
Als aber im Jahre 1227 der kraftvolle Gregor IX. den päpstlichen 
Stuhl bestiegen hatte und ihn mit dem Banne bedrohte, schiffte er sich 
nach Syrien ein, kehrte jedoch wegen einer im Heere ausgebrochenen 
Seuche wieder zurück. Der eifrige Papst sprach sofort über ihn den 
angedrohten Bann aus. Trotz desselben ging Friedrich im folgenden 
Jahre nach Palästina. Dort schloß er mit dem Sultan von Ägypten 
einen Vertrag, nach welchem ben Christen außer dem Küstenstriche 
von Joppe bis Beirut auch Jerusalem selbst nebst Bethlehem 
und Nazareth1) abgetreten wurde; dafür wurde den Mohammedanern 
der Zutritt zu der 'von ihnen besonders verehrten großen Moschee 
auf dem Tempelberge freigegeben. Bei der feindseligen Haltung der 
Geistlichen fetzte sich Friedrich als Gemahl der Jsabella, der Erbtochter 
des Titularkönigs von Jerusalem, in der Kirche des heiligen 
Grabes selbst die Krone des Königreichs Jerusalem aufs Haupt. Nach 
seiner Heimkehr vertrieb der Kaiser die Schlüfselfoldaten, die der Papst 
in seine unteritalischen Besitzungen hatte einrücken lassen. Im Frieden 
mußte Gregor den Kaiser vom Banne lösen. 
Neuordnung des sicilischen Erdreichs. Die nächsten Jahre 
weilte Friedrich unausgesetzt in Italien. Seinem Erbreich ©teilten 
gab er eine Verfassung, welche eine nach festen Regeln geordnete 
Verwaltung schuf, die Selbstsucht und die Willkür des Adels und 
der Geistlichkeit unter das Gesetz beugte und dadurch den Wohlstand 
und die Blüte des Reiches begründete. So schuf Friedrich an 
Stelle des Lehnsstaates in seinen sicilischen Erblanden einen der Neu¬ 
zeit entsprechenden monarchischen Militär- und Beamten st aat, dessen 
Einrichtungen zumal vom Deutschen Ritterorden in Preußen nachge¬ 
ahmt wurden. 
Friedrich in Deutschland. Im Gegensatze zum Normannen¬ 
staate ließ Friedrich die Fürsten in Deutschland ihre Macht zum Schaden 
der kaiserlichen Gewalt verstärken, indem sie die Reichsritterschaft, die 
aufblühenden Städte und den nicht mehr zahlreichen freien Bauern¬ 
stand vielfach bedrücken und um ihre Rechte verkürzen durften. Hier 
war Statthalter König Heinrich, der älteste Sohn des Kaisers. Da 
Heinrich sich von der väterlichen Gewalt unabhängig mochen wollte, 
1) Bethlehem liegt südlich von Jerusalem; Nazareth am Tabor, westlich vom 
See Genezareth.
	        
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