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gestattet, führt zu den Reformations-Zimmern, die mit Gemäl-
den und Erinnerungen aus der Reformationszeit ausgestattet
werden. — Den Abschluß zwischen Vorburg und Hofburg bilden
drei Gebäude, rechts die sogenannte Dirnitz, links die Wohnung
der Landgräfinnen (Kemnate genannt) und zwischen beiden eine
Thorhalle. Die Dirnitz (Wärmstube), 1319 von Friedrich dem
Gebissenen erbaut und zuerst mit Oesen geheizt, war schon im
letzten Jahrhundert bis auf die Kellertreppe gänzlich verschwunden,
wurde aber unter Leitung des Hofbaurathes von Ritgen wieder neu
erbaut. Ein großer Rüstsaal zu ebener Erde dient der schönen
Waffensammlung zur Aufstellung; sie enthält zwar keine Rüstungen
aus sehr früher Zeit, wohl aber einige Waffen aus dem 12. und
13. Jahrhundert. Die meisten Rüstungen stammen aus dem An-
fange des 16. Jahrhunderts. Viele berühmte Namen werden ge-
nannt, welche diese Panzer getragen haben sollen. Aus dem Was-
sensaal tritt man unter eine von vier Säulen getragene Laube
und durch ein Gärtchen in den inneren Hofburghof. Diesen in-
neren Hof umstehen: Das Bergfried (ein Wartthurm), dahinter
die Kemnate (die einstige Wohnung der Landgräfinnen), rechts
daneben das, durch drei Stockwerke mit offenen Bogenhallen durch-
brochene Landgrafenhaus (oder Palas), am äußersten Ende rechts
der hintere Thurm und näher der Marstall. Die Kemnate oder
„das neue Haus", die Wohnung der Landgräfinnen, ganz neu
erbaut, dient jetzt der großherzoglichen Familie bei ihrer Anwesen-
heit als Wohnung und bleibt daher dem Publikum in der Regel
verschlossen. An der Ostseite befindet sich ein Erkerzimmer mit
herrlicher Aussicht, ebenso der Altan über dem Elisabethenzimmer.
Aus beiden Etagen ist durch eine kleine Treppe auch die Verbin-
dung mit dem Laufe (der Letze) auf der Ostseite der Vorburg und
durch diesen mit dem Ritterhause möglich gemacht. Mit der
Kemnate hängt das Bergfried, der viereckige Wartthurm zusammen.
Er ist erst neu wieder auferbaut und überragt, 130 Fuß hoch, mit
seinem Kreuze alle Zinnen der Burg. Die Rundsicht, die sein
Hochaltan bietet, ist eine der großartigsten der Gegend.
An der linken Seite des Burghofes, unmittelbar südlich an
die Kemnate angebaut, steht das großartigste Gebäude der Hof-
bürg, das Landgrafenhaus, auch Palas (Palatium, Pfalz) und
„das hohe Haus" genannt. In der unteren Etage desselben be-
findet sich das Frauengemach, der Speisesaal und die Küche.
Das Speisezimmer ist das eigentliche Wohn- und Versamm-
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