fullscreen: Lehrbuch der Geographie

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(Sr ft er Abschnitt. 
4. Der größte Theil des Landes gehört durch den Rbein, die Ems, die Weser 
und die Elbe zum Gebiete der Nordsee, der nordöstlichste Theil durch Oder, Weich¬ 
sel, Pregel und Niemen zum Gebiete der Ostsee, der größte Theil des südlichen 
Deutschlands durch die Donau zum Gebiete dcs schwarzen Meeres, ein kleiner Theil 
nur durch die Etsch und einige Küstenflüsse zum Gebiete des adriatischen Meeres. 
5. Vordem sind auch die Schweiz, das Gebiet des Po mit der ganzen lom¬ 
bardischen Ebene, Elsaß, Lothringen, Burgund, Belgien und Holland, nnd im Osten 
selbst einmal Polen Theile des deutschen Reiches gewesen. 
6. Die ganze Grenzlinie Deutschlands mißt in runder Summe 1000 M. 
(genauer 990 M.), wovon etwa 700 M. Land-, 290 M. Meeresgrenze sind. Die 
Grenze gegen die Niedertalide mißt an 70, gegen Belgien 30, gegen Frankreich 60, 
gegen die Schweiz 70, gegen Italien 95, gegen Kroatien 35, gegen Ungarn 120, 
gegen Galizien 10, gegen Rußland 190, gegen Dänemark 20 M-, außerdem gegen 
das adriatische Meer 50, gegen die Ostsee 180, gegen die Nordsee 60 M. Die 
Grenzen sind meistens künstliche und das Land an vielen Punkten offen. 
Deutschland hat die Gestalt eines Vierecks, dessen Länge etwa 150, 
dessen Breite 140 deutsche M. beträgt, und ist nächst Rußland und Skandi¬ 
navien das größte Land in Europa, doppelt so groß als Großbritannien und 
Irland und uin ein Fünftel größer, als Frankreich. 
Deutschland nimmt in Europa eine mittlere Stelle ein, sowohl durch 
seine Lage in der Mitte des Erdtheils, als auch durch seine horizontale 
und vertikale Gestaltung und Gliederung, durch seine Größe, sein Klima, 
seine Naturerzeugnisse und durch seine Bewohner. Darum, und weil es 
zugleich der geistige Mittelpunkt Europa's durch Bildung und Wissenschaft 
ist, wird es passend „das Herz Europa's" genannt*). 
Wie Deutschland bezüglich seiner Größe in der Mitte der europäischen 
Länder steht, ergibt ein Blick auf unsere Tabelle §. 83. S. 178 u. f. Rücksichtlich sei¬ 
ner Gliederung nimmt es die M.t.e zwischen dem reich gegliederten Süden und 
Westen und dem massenhaften Osten Europa's ein. Inseln und Halbinseln finden 
sich verhältnißmäßig wenige an seinen Küsten; seine Küstenentwickelung betrugt 1 M. 
auf 72 lUM, — In den meisten Ländern Europa's herrscht eine Form in der Ge¬ 
staltung der Oberfläche vor; anders in Deutschland. Hier wechseln Hochgebirgs-, Hochflä¬ 
chen und Stufenländer, welche den verschiedenartigsten Stromsystemen angehören, Mittel- 
gebirgsländer und weite Flachebenen mit einander ab; Deutschland vereinigt in sei¬ 
nen Grenzen „das Tiefland des slavischen Osteuropa, den eigenthümlichen Wechsel 
zwischen Bergland und welliger Ebene der britischen Inseln, die überraschende Man- 
nichfaltigkeit der griechischen, die Regelmäßigkeit der italienischen und die Hochflä¬ 
chenbildung der pyrenäischen Halbinsel." Dasselbe mittlere Verhältniß ergibt eine 
Vergleichung der deutschen Flüsse mit denen anderer Länder in Europa rücksichtlich 
ihrer Größe, wohingegen die Flüsse Deutschlands durch ihre Bedeutung und durch 
die Schönheit ihrer Ufer entschieden vor allen den ersten Platz einnehmen. — Wie 
Deutschland in der Mitte Europa's liegt, so bildet es auch bezüglich seines Klima's 
und seiner Produktion den Uebergang zwischen dem Norden und Süden. „Deutsch¬ 
land bringt Alles hervor, was der Mensch zu seiner Erhaltung und zur Entwicke- 
) Vgl. S. Steinhard: Deutschland und sein Volk. Gotha bei H. Scheube. 1856.
	        
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