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gezeigt wird, erbaute sie ein Spital, wo sie wenigstens 28 Sieche und
Schwache verpflegte. Häufig besuchte sie die Stätten des menschlichen
Elends und iröstete und ermunterte die Armen durch liebreiche Reden
und war vorzüglich eine milde Mutter der unschuldigen Kindlein. Als
ihre Vorräte und Schätze nicht mehr hinreichten, ihrem wohlthätigen
Sinn Genüge zu leisten, verkaufte sie selbst ihre köstlichen Kleider und
Kleinodien, um der Armen Blöße zu decken, der Dürftigen Hunger zu
stillen und die Not aller Leidenden zu mildern. Ihre Tugend blieb
aber nicht unangefochten. Während das Volk sie als eine barmherzige
Mutter ehrte und liebte, suchten Höflinge ihre Wohlthätigkeit zu verdäch—
tigen. Wer Ludwig, der seine Elisabeth herzlich liebte und ihren kindlich
frommen Sinn achtete, erwiderte auf die Klage, daß seine Güter nicht
hinreichten zur Bestreitung solcher Ausgaben: „Lasset meine Gattin
Gutes thun; was sie der Armut um Gottes willen erweiset, da sage
niemand etwas dagegen; wenn sie mir nur die Wartburg und die Neuen—
burg nicht verschenkt!“ etog
129. Der heiligen Elisabeth Handschuh.
1. Elisabeth der Frommen 6. Und als sich bei dem Tausche
naht einst ein armer Greis, der Alte nicht besann,
halb blind, an einem Stabe schlang schnell der edle Ritter
und fleht' um eine Gabe an seines Helmes Gitter
mit feuchtem Blick so heiß. das teure Kleinod an.
2. Da griff sie in den Beutel 7. Bald zog er drauf von hinnen
und fand nichts mehr darin. zu Joppes fernem Port
Voll Mitleid und Erbarmen und focht mit Sarazenen,
gab sie bereits den Armen der Wüste wilden Söhnen,
die Barschaft all dahin. an manchem heil'gen Ort.
3. Da ward ihr Herz voll sammer; 8. Und da er, nie verwundet,
doch bald mit frohem Mut stets Sieg und Ruhm gewann,
ließ sie von ihrer Linken schien ihm des Helmes Zierde
den reichen Handschuh sinken bei seiner Kampfbegierde
still in des Alten Hut. ein treuer Talisman.
4. Der That, die sie erfüllte 9. Als spät er glücklich kehrte
mit wahrer Himmelsruh, zum lieben Vaterland,
sah tiefgerührt ein Ritter hing an dem Helm noch immer,
durch seines Helmes Gitter in halb verblichnem Schimmer,
in ihrer Nähe zu. der Schmuck der frommen Hand.
5. Er nahte rasch dem Armen 10. Mit freudevollem Herzen
und sprach: „Gieb her das Pfand! ließ er des Handschuhs Bild,
Auf, zögre nicht so lange, den Enkeln zum Ergötzen,
den Beutel hier empfange von einem Künstler setzen
dafür aus meiner Hand!“ in seines Stammes Schild.
11. Und als sich seine Seele
loswand aus greiser Brust,
ließ er vor allen Dingen
sich nur den Handschuh bringen
und küßt' ihn noch mit Lust.
Muhe