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Vom Gold.
gering; manchmal läßt die Farbe des Silbers kaum einen merklichen
Stich ins Gelbliche erkennen.
4. In früheren Zeiten kannte man kein Mittel, diese geringen
Goldmengen aus dem Silber auszuscheiden, achtete wohl auch des
Goldes nicht weiter, weil es doch nur in geringen Mengen vorhanden
war. So enthalten denn die ilten Silbermünzen und Silbergeräte
immer auch ein wenig Gold. Jetzt versteht man es sehr wohl, auch
diese geringen Quantitäten Gold vom Silber zu scheiden, und es giebt
Personen, die einen lohnenden Erwerb darin finden, aus alten gold—
haltigen Silbersachen das Gold zu gewinnen. Diese Abscheidung
kleinerer Goldmengen aus vielem Silber, das Affinieren, erfordert
zwar die bei allen chemischen Arbeiten nötige Aufmerksamkeit,
sowie gewisse Vorrichtungen, ist im übrigen jedoch sehr einfach. Der
zu entgoldende Thaler wird zunächst granuliert, d. h. zu Kügelchen
ausgegossen. Das weitere Verfahren gründet sich darauf, daß Silber
sich in heißer Schwefelsäure auflöst, Gold jedoch nicht. Man setzt die
Silberkügelchen also so lange heißer Schwefelsäure aus, bis sich das
Silber vollständig aufgelöst hat. Das in Schwefelsäure unlösliche
Gold sinkt als ein feiner Staub zu Boden, der von der Flüssigkeit
abfiltriert, geschmolzen und in Stängelchen ausgegossen wird. Das
Silber ist durch diese Affinierung zwar in ein Salz verwandelt wor—
den, läßt sich jedoch leicht wieder gewinnen. Taucht man nämlich
in die Lösung des schwefelsauren Silbers eine Kupferstange, so läßt
die Schwefelsäure das Silber fahren, um sich mit dem Kupfer zu
verbinden. Das freigewordene Silber setzt sich in der Form von
Blättchen an die Kupferstange an, läßt sich hernach leicht von derselben
abstreifen und braucht jetzt nur noch eingeschmolzen zu werden.
5. Während die Natur nur Legierungen des Goldes mit Silber
liefert, bringt die Kunst auch Gold-Kupferlegierungen in allen mög—
lichen Abstufungen hervor. Die Silberlegierung des Goldes ist zwar
edler als die mit Kupfer, doch keineswegs schöner und noch viel
weniger billig. Daher walten die Kupferlegierungen vor. Sie ge—
währen dem Fabrikanten und Händler auch den Vorteil, daß sie eine
auch nur einigermaßen zutreffende Schätzung des Goldgehaltes bloß
nach dem Aussehen nicht zulassen. 700tausendteiliges Gold, d. h.
Gold, das in 1000 g der Mischung 700 8g reines Gold und 300 8
Kupfer enthält, sieht nicht merklich anders aus als 800- oder 900—
tausendteiliges, ja kann an der Oberfläche völlig reines Gold haben.
Es werden die Goldlegierungen vor dem Verkaufe nämlich oft
„gefärbt“, d. h. in eine Lösung von Kochsalz, Salpeter und Salzsäure
gelegt, welche aus der Masse ein wenig Gold auflöst und dann
wieder als ein dünnes Häutchen auf dem zu färbenden Körper absetzt.