2 Die Vorgeschichte der Deutschen.
arischen oder indogermanischen Völkerfamilie. Ein Teil von ihnen, die
Nordgermanen, siedelte sich in Skandinavien an, der andere Teil,' die
Südgermanen, nahm das Land zwischen Weichsel und Rhein in Besitz. Der
Itame Name Germanen, welcher „Hufer im Streit" oder „Nachbarn" bedeuten
soll, wurde ihnen zuerst von den Kelten, dann von den Römern beigelegt.
Der Name Deutsche (diutisk — zum Volke gehörig; zuerst von der
Sprache gebraucht) kommt erst im zwölften Jahrhundert häufiger vor;
bis dahin Hattert sie selber keinen das ganze Volk umfassenden Namen,
sondern nur Bezeichnungen für ihre einzelnen Stämme.
Volks- Wichtige Volksstämme waren:
a) im Nordwesten von Deutschland: die Friesen an der Nordsee-
Küste, die Cherusker an der Weser, die Chatten in Hessen,-
b) im Süden und Osten, zwischen Donau und Ostsee: die große
Völkergruppe der Sweben. Zu ihr gehörten die Langobarden
zwischen Elbe und Rller, die Angeln in Schleswig, die Semnonen in
Brandenburg, die Burgunder zwischen Oder und Weichsel, die vandalen
im Riesengebirge, die (Boten an der unteren Weichsel.
§ 3. Eigenart und Verfassung.
Vorzüge 1. Eigenschaften. Die Germanen waren ein körperlich und geistig
gesundes, aufstrebendes Volk. RIs ihre besonderen Eigenschaften sind
zu nennen: stattlicher Wuchs, gewaltige Kraft, vorwiegend blondes haar
und leuchtende blaue Rügen; Freiheitsliebe, unbändiger Mut, Wahr-
haftigfceit, Treue und Gastfreundschaft. Der römische Geschichtschreiber
Cacitus lobt ihr ernstes Festhalten an guten alten Sitten: „Gute Sitten
haben bei den Germanen größere Macht als anderswo gute Gesetze."
tranget Er tadelt aber ihre Neigung zu Trunk und leidenschaftlichem Spiel.
2. Stellung der Frauen. Die Frauen genossen bei den Germanen
hohe Rchtung. Vielweiberei kam nur als Rusnahme vor. Die Frau
war ihrem Manne eine „Genossin in Rrbeit und Gefahr"; sie begleitete
ihn sogar in den Kampf. „Der Germane", sagt Tacitus, sieht in den
Frauen etwas heiliges und schreibt ihnen die Gabe der Weissagung zu;
er achtet deshalb ihren Rat und hört auf ihre Russprüche."
3. Lebensweise. Die Lebensweise der Germanen war einfach.
Wohnung a) Wohnung. Sie bauten ihre Häuser aus rohen Stämmen oder
Fachwerk und deckten sie mit Schilf, Stroh ober Schindeln; am Giebel
brachten sie wohl ein paar roh geschnitzte Pferbeköpfe an. Der Hauptraum
war eine geräumige Halle; in bieser stanb ber herb unb auf einer Er¬
höhung ber Sitz unb Tisch bes Hausherrn. Die Häuser stauben einzeln