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Die Neuzeit.
aus seinem Sohne etwas Tüchtiges machen. Er ließ ihn zuerst in Mans-
Schulzeit felb, sobann inITTagbeburg unb enblich inEisenach bie Schule de-
suchen. In ber Frembe mußte ber Knabe als armer Schüler vor ben Türen
ber Bürger sein Brot ersingen. In Eisenach gewann er burch seinen Gesang
unb seine Frömmigkeit bie Zuneigung ber Patrizierfrau Ursula Cotta;
sie nahm ihn an ihren Tisch unb verschaffte ihm noch artbere Freitische.
Studienzeit 18 Jahre alt bezog er bie Universität (Erfurt; er würbe nach mehrjährigen
eifrigen Stubien Magister ber Philosophie unb sollte nun nach bem
Willen seines Vaters bie Hechte ftubieren. Doch ernste Sorge um ben
Weg zu Gott unb zur Seligkeit erfaßte ben jungen (Belehrten.
(Eine gefährliche üertvunbung am Bein unb ber plötzliche Tob eines
Freunbes steigerte seine Schwermut; ein Blitzstrahl, ber neben ihm in bie
(Erbe fuhr, trieb ihn enblich zu bem Entschluß, ein Mönch zu werben.
Luther im 2. Luther im Kloftcr (1505—1508.) Luther trat in ben Bettelorben
(Erfurt3" ber Augustiner zu (Erfurt ein. Sein Vater war über biesen Schritt zuerst
sehr ungehalten. Freiwillig legte sich ber junge Mönch bie härtesten Buß-
übungen auf. „Wahr ist es," sagte er später, „ein frommer Mönch bin
ich gewesen. Ja, ich hätte mich, wo es länger gewähret, zu Tobe gemartert
mit Beten, Fasten, Wachen, Frieren. Dennoch war ich so traurig unb be¬
trübt, baß ich gebachte, Gott wäre mir nicht gnäbig." Begierig las er bie
Bibel unb bie Schriften ber Kirchenväter, besonbers bes Augustinus. (Ein
alter, erfahrener Klosterbruber verwies ihn auf bie Vergebung ber Sünben
um Christi willen. Ruch ber vorgesetzte ber beutschen Augustinerklöster,
Johann Staupitz,nahm sich bes ernsten gelehrten Mönches väterlich
an unb tröstete ihn mit Gottes Barmherzigkeit. Er regte ihn zu fort¬
gesetztem Stubium ber heiligen Schrift an; burch sie fanb Luther enblich
ben ersehnten Frieben.
Luther in z. Luther in Wittenberg. Kurfürst Friebrich ber Weise von
I en erg hatte in seiner Restbenz Wittenberg eine neue Universität er¬
richtet. Huf Empfehlung von Staupitz warb Luther nach breijährigem
Klosterleben borthin als Lehrer ber Philosophie berufen (1508); sehr balö
erwarb er bie Berechtigung, auch Theologie zu lehren. 1511 reiste er in
Klostergeschäften nach Rom unb hatte bort Gelegenheit, bie schweren sitt¬
lichen Mängel ber römischen Geistlichkeit kennen zu lernen. Itach Witten¬
berg zurückgekehrt, würbe er Doktor ber Theologie (1512). Er er¬
klärte nun bie heilige Schrift; auch war er als prebiger tätig. Seine
Wohnung hatte er in bem Hugustinerfeloster zu Wittenberg; noch trug er
bie Mönchskutte. Da tat sich ihm unvermutet eine neue Laufbahn auf;
ber Mönch von Wittenberg würbe zum Reformator ber Kirche.