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II. Lebensbilder.
ZU Konstanz zusammen. Rber dieses Konzil zu Konstanz (1414 bis
1418) setzte zwar die damals vorhandenen drei Päpste ab und wählte
dafür einen neuen, für die ganze Christenheit gültigen Papst? doch die
Verderbnis der Lehre und Sitte wurde in Konstanz nicht beseitigt. Ja,
man verurteilte einen eifrigen Fürsprecher der Kirchenerneuerung, den
böhmischen Geistlichen Johann hus, zum Tode und ließ ihn auf dem
Scheiterhaufen verbrennen. Doch das verlangen nach einer Reformation
erlosch nicht, und hundert Jahre später unternahm es der deutsche Mönch
Martin Luther, das schwere Werk zu vollenden.
2. HTartin Luther wurde am 10. November 1483 in Eisleben
am harz geboren. Sein Dater, ein schlichter Bergmann, ließ ihn zuerst
in Mansfeld, sodann in Magdeburg und endlich in Eisenach die Schule
besuchen. In der Fremde mutzte der Knabe vor den Türen der Bürger
sein Brot ersingen. In Eisenach gewann er durch seinen Gesang die
Zuneigung der Patrizierfrau Ursula Cotta; sie nahm ihn an ihren Tisch
und verschaffte ihm noch andere Freitische. Rls er 18 Jahre alt war,
ging er auf die Universität (Erfurt; er sollte nach dem Willen seines
Vaters die Hechte studieren. Da fand er in der Universitätsbibliothek
eine Bibel, in der er eifrig las. Krankheit und der plötzliche Tod eines
Freundes machten ihn ernst. Ein Blitzstrahl, der neben ihm in die Erde
fuhr, trieb ihn zu dem Entschluß, ein Mönch zu werden. So trat er in
das Rugusttnerkloster zu Erfurt ein. Er tat dort willig niedrige Dienste
und übte sich häufig im Fasten und Nachtwachen, gewann aber dadurch
nicht die Gewißheit, daß Gott ihm gnädig sei. Erst als er sich in die
Bibel und die Schriften der Kirchenlehrer vertiefte, wurde er ruhig.
Da er sich großes Wissen erworben hatte, berief ihn sein Landesherr,
Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen, als Lehrer an die neu¬
begründete Universität zu Wittenberg (1508). Luther erlangte dort die
Würde eines Doktors der heiligen Schrift und gewann als Lehrer und
Prediger Rnfehen.
3. Luthers Sätze gegen den stblatz 1517. Da schrieb im
Jahre 1517 Papst Leo X., der die prächtige Peterskirche in Rom erbauen
ließ, einen Rblaß aus, d. h. einen (Erlaß der weltlichen Strafen für
solche Sünder, die ihre vergehen bereut hatten und durch gute Werke
wieder gutmachen wollten. Zu solchen guten Werken gehörte auch die
Spende von Rlmosen. (Es hatte sich aber im Volke der Irrtum ver-
breitet, man könne sich Vergebung von Sünden durch Zahlung von
Geld verschaffen. Nun zog damals ein Mönch, namens Tetzel, durch
Deutschland, der Rblaßzettel anbot. Und viele liefen hin und kauften
sich Rblaß von ihm; er kam auch in die Nähe von Wittenberg. Luther