140 Die Ereignisse bis zur Neubegründung des Deutschen Reichs.
Lehranstalten der Reichshauptstadt zählt. Der Marthahof zur Er-
ziehung armer Mädchen und das Siechenhaus Bethesda zu Berlin
erfreuten sich unausgesetzt ihrer barmherzigen Liebe; bei Potsdam
gründete sie ein Haus für Schullehrerwitwen. Die innige Herzens-
gemeinfchaft mit dem König veranlaßte sie, die fromme Katholikin, sogar
zum Ubertritt in die protestantische Kirche.
Die bitteren Erfahrungen des Jahres 1848 hatten die Ge¬
sundheit des Königs dermaßen erschüttert, daß er an einem Ge-
hirnleiden erkrankte. Für ihn übernahm sein Bruder Wilhelm die
Regierung, zunächst in Vertretung, dann feit 1859 selbständig als
Prinzregent. Mit rührender Hingebung hat die Königin Elisabeth
ihren schwer heimgesuchten Gemahl gepflegt bis zu seinem letzten
Atemzuge am 2. Januar 1861. In der von ihm erbauten Friedens-
kirche wurde der König beigesetzt. Sein Nachfolger und Bruder
sagte bei der Thronbesteigung die ebenso schönen wie wahren Worten
„Dem Könige gebührt ein hervorragender Platz in der Reihe der
Monarchen, welchen Preußen seine Größe verdankt, welche es zum
Träger des deutschen Geistes machten."
Die Königin-Witwe hat noch die Gründung des neuen deutschen
Kaiserreichs erlebt. Sie starb bei einem Besuche ihrer Schwester
Amalie in Dresden 1873. Eine Reihe von Gemächern im Schlosse
Sanssouci, wo das Königspaar mit Vorliebe geweilt, halten viele
Andenken an Friedrich Wilhelm IV. und seine Gemahlin fest.
Verfassungskämpfe in den österreichischen Kronländern. Nach
der Februarrevolution begann eine furchtbare Gärung in den ver¬
schiedenen Nationalitäten der österreichischen Monarchie. Zuerst empörten
itch die Italiener. Papst Pius IX. mußte, obwohl er seine Re¬
gierung mit zeitgemäßen Reformen begonnen hatte und von den
überschwänglichften nationalen und liberalen Hoffnungen der Italiener
begrüßt worden war, nach Gaeta fliehen, und Rom wurde im Fe-
bruar 1849 zur Republik erklärt. Ein französisches Heer unter Oudinot
eroberte jedoch die Stadt, und bereits im April 1850 konnte Pius zu¬
rückkehren und die Herrschaft wieder in Besitz nehmen. Die französische
Besatzung schützte die weltliche Herrschaft des Papstes bis zum
Jahre 1870. wo Napoleon III. sie abberufen mußte, weil er die Truppen
gegen Deutschland brauchte. Auch Toskana hatte sich zur Republik er-
klärt; jedoch schon nach wenigen Wochen bewirkte das Volk selbst eine
Gegenrevolution und führte den Großherzog, der geflüchtet war, zurück.
Besonders heftig entbrannte der Kampf in Norditalien, indem Karl
Albert von Sardinien sich mit den Lombarden und Venetianern
verband und an Österreich den Krieg erklärte. Er machte sich zum