§ 19. Kultur der Griechen.
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fünft die (14 Meter hohe) Bildsäule des Zeus zu Olympia und die
berühmten Statuen der Athene auf der Akropolis zu Athen schuf
(§ 12). Nach ihm (um 350) erfreuten sich Praxiteles, der die Praxiteles
Aphrodite von ftnidus bildete, und Lysippus, von dem namentlich
viele Büsten Alexanders des Großen gefertigt wurden, des höchsten
Ruhmes. Von der hohen Entwickelungsstufe der Bildhauerkunst bei
den Griechen zeugen noch viele auf uns gekommene Werke, wie der
Apoll von Belvedere, die Hera Ludovisi, die Aphrodite von
Melos/) die Laokoongruppe, die dem Skopas oder Praxiteles
zugeschriebene Gruppe der Niobe, der in Olympia aufgefundene
Hermes des Praxiteles u. a. (s. Tafel II, 13—15, III, 1—4), sowie
die Funde in Pergamon, die gleich den Schliemannschen Altertümern
in Berlin aufbewahrt werden.
c) Ebenso großartig entwickelte sich Hand in Hand mit der Bild-
Hauerei, da die Statuen zumeist reich bemalt waren, die Malerei. Maler«
Als ihre ersten Meister gelten Polygnot, ferner Zeuxis und Par-
rhäsius (um 400) und vor allen Apelles, der Zeitgenosse Alexan-
ders d. Gr.
d) Die Dichtkunst. Von den Dichtungsarten entwickelte sich zuerst Epik
die epische (erzählende, Heldengedicht), die bereits im neunten Jahr-
hundert v. Chr. in den Gesängen Homers (Ilias und Odyssee) ihren
Höhepunkt erreichte. Darauf folgte die lyrische Dichtkunst, vertreten Lyrik
durch die Dichterin Sappho und den Dichter Alcäus sowie den
lebensfreudigen Anäkreon, zur Vollkommenheit ausgebildet in den
Siegesgesängen des Dichters Pindar zu Theben um 500. Am
spätesten entstand das Drama, das in der perikleischen Zeit in den Dramatik
Tragödien des Äschylus, Sophokles und Euripides und in den
Komödien des Aristöphanes seine herrlichste Ausbildung erhielt.
e) Die Redekunst blühte nach den Perserkriegen vorzüglich zu
Athen empor, wo Perikles auch als Redner hervorragte. Seitdem
breitete sie sich mit der Erweiterung der demokratischen Verfassung
immer allgemeiner aus; es gab besondere Lehrer der Beredsamkeit,
die für Geld in dieser Runst unterwiesen; noch beim Untergange der
griechischen Freiheit erwarb sich Demostheues den Ruhm des größten
1) Die antiken Statuen werden meist nach den Orten genannt, wo sie ge-
funden sind oder aufbewahrt werden. Belvedere (— frz. Belle vue) ist ein Teil
des vatikanischen Palastes in Rom; die Villa Ludovisi liegt ebenfalls in Rom.
Melos (Milo) ist die bekannte Cycladeninsel.