Metadata: [Teil 2 = 3. Schulj] (Teil 2 = 3. Schulj)

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III. Wie der König sie ums Leben bringen wollte. 
Den König aber kränkte es und seine Tochter noch mehr, daß 
sie so ein gemeiner abgedankter Soldat davontragen sollte; sie rat¬ 
schlagten miteinander, wie sie ihn samt seinen Gesellen los würden. 
Da sprach der König zu ihr: „Ich habe ein Mittel gefunden; laß dir 
nicht bange sein, sie sollen nicht wieder heimkommen!“ Dann sprach 
er zu ihnen: „Ihr sollt euch nun zusammen lustig machen, essen und 
trinken,“ und führte sie zu einer Stube, die hatte einen Boden von 
Eisen, und die Türen waren auch von Eisen, und die Fenster waren 
mit eisernen Stäben verwahrt. In der Stube war eine Tafel mit köst¬ 
lichen Speisen besetzt. Da sprach der König zu ihnen: „Geht hinein, 
und laßt’s euch wohl sein.“ Und wie sie darinnen waren, ließ er die 
Türe verschließen und verriegeln. 
Dann ließ er den Koch kommen und befahl ihm, ein Feuer so 
lauge unter die Stube zu machen, bis das Eisen glühend würde. Das 
tat der Koch, und es fing an und ward den Sechsen in der Stube, 
während sie an der Tafel saßen, ganz warm, und sie meinten, das 
käme vom Essen; als aber die Hitze immer größer ward, und sie hinaus¬ 
wollten, Türe und Fenster aber verschlossen fanden, da merkten sie, 
daß der König Böses im Sinne gehabt hatte und sie ersticken wollte. 
„Es soll ihm aber nicht gelingen,“ sprach der mit dem Hütchen, „ich 
will einen Frost kommen lassen, vor dem sich das Feuer schämen und 
verkriechen soll.“ Da setzte er sein Hütchen gerade, und alsobald 
fiel ein Frost, daß alle Hitze verschwand und die Speisen auf den 
Schüsseln anfingen zu frieren. 
Als nun ein paar Stunden herum waren, und der König glaubte, 
sie wären in der Hitze verschmachtet, ließ er die Türe öffnen und 
wollte selbst nach ihnen sehen. Aber wie die Türe aufging, standen 
sie alle sechse da, frisch und gesund, und sagten, es wäre ihnen lieb, 
daß sie herauskönnten, sich zu wärmen, denn bei der großen Kälte 
in der Stube frören die Speisen an den Schüsseln fest. 
Da ging der König voll Zorn hinab zu dem Koch, schalt ihn 
und fragte, warum er nicht getan hätte, was ihm wäre befohlen worden. 
Der Koch aber antwortete: „Es ist Glut genug da, seht nur selbst!“ 
Da sah der König, daß ein gewaltiges Feuer unter der Eisenstube 
brannte, und merkte, daß er den Sechsen auf diese Weise nichts an¬ 
haben könnte. 
IV. Wie der König die bösen Gäste durch Versprechungen 
los zu werden suchte. 
Nun sann der König aufs neue, wie er die bösen Gäste los würde, 
ließ den Meister kommen und sprach: „Willst du Gold nehmen und
	        
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