Full text: Das Mittelalter und die Neuzeit (Teil 2)

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ist nicht von „Berg", sondern von „bergen" abzuleiten. Die große oder 
Hosburg bestand aus der Ummauerung oder den Zingeln. Ein Burgthor mit 
zwei Türmen führte in den Zwinger, wo die Wirtschaftsgebäude standen. 
Vom Zwinger über den Burggraben führte eine Zugbrücke durch das innere 
Thor in den inneren Hof. Hier standen die Hauptgebäude der Burg, der 
Palas (palatium, Pfalz) und der Bergfrit, der Wartturm, den der Burg- 
wart bewohnte, der aber auch die letzte Zuflucht bei einer Belagerung bot. 
Die Haupträume des Palas waren die Burghalle, die Empfangs-, Fest- 
und Speisesaal war, die oft ganz abgesonderten Kemenaten oder 
Kammern, die Wohnungsräume der Frauen, die Vorratsgaden, wie 
Keller, Speisekammer, und endlich die Burgkapelle. Das steinerne 
Wohnhaus und die Wirtschaftsgebäude des einfachen Ritters waren mit 
Wall, Graben und meistens auch einer Mauer umgeben. Diesen Rittersitz 
nannte man eilten Burgstall. 
3. Das Ritter- und das Mönchswesen haben der Zeit ihr Gepräge 
gegeben. Der Reiterdienst galt seit den Tagen König Heinrichs I. für ver¬ 
dienst- und ehrenvoller als der Kriegsdienst zu Fuße. Zu ihm waren auch 
nur die Vermögenden verpflichtet. Bald bildeten die Reiter den Kern der 
Heere und schlössen sich allmählich zu einem eignen Stande ab. Dieser Ritter- 
stand hatte die drei Stufen des Edelknaben, des Knappen und des Ritters. 
Die Würde des Ritters wurde mit dem Ritterschlage erteilt, den sich auch 
die Fürsten geben ließen. Das Waffenspiel der Ritter war das Turnier, 
zu welchem nur ritterbürtige Leute zugelassen wurden. 
4. Das Mönchswesen hatte besonders durch die sogenannten Bettel- 
orden, die Franziskaner und die Dominikaner, Bedeutung gewonnen, deren 
Stifter der heilige Franzikus von Assisi und der heilige Dominikus waren. 
Die Dominikaner thaten sich besonders bei der Verfolgung der Ketzer hervor; 
sie waren die Richter der Inquisition. Ein Kloster bestand aus der Prälatur, 
in welcher der Abt wohnte, dem eigentlichen claustrum, den landwirtschaft¬ 
lichen Gebäuden und der Klosterkirche. Das eigentliche Kloster war durch 
hohe Mauern von der Außenwelt abgeschieden, die Prälatur nicht. Der Abt 
(Abbas) wurde von den Klosterbrüdern gewählt; er vermittelte den Verkehr 
mit der Außenwelt. Der Vorgesetzte des eigentlichen Klosters, der Ordens- 
und der Laienbrüder, war der Prior. Die Klöster der Cistercienser, denen 
durch den heiligen Bernard von Elairvaux viele Festtage, an denen sie kein 
anderes Fleisch als Fische essen durften, vorgeschrieben waren, lagen (der 
Fischteiche wegen) meist in Thälern, die Benediktiner wohnten nach dem 
Muster ihres Mutterklosters von Monte - Cassino, meist auf Bergen, die 
Franziskaner, welche viel Gartenbau trieben, in kleineren Städten oder Vor-
	        
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