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Drauf Sokrates:
„Der Mann hat dennoch Recht!
Wohl war ich niemals meiner Triebe Knecht!
Weil ich mich früh geübt, sie zu bekämpfen;
Und jede böse Glut in mir zu dämpfen;
Doch schlimme Leidenschaften hat ins Leben
Die prüfende Natur mir mitgegeben, J
Und nur durch schweren Kampf und stete Übung
Des Guten klärt' ich angeborne Trübung,
Denn nur der Thor und alberne Sophist
Wähnt, dass das Böse nicht zu bändigen ist.“
Schein und Wesen.
(Morgenländisch.)
Der Lehrer sprach zum Schüler: „Sieh,
Mein Sohn, den Schatten dort vom Zelt,
Er gleicht dem Dasein dieser Welt,
Ist ganz so wesenlos wie sie.
Beachte, wie ich meine Hand
Jetzt auf zum Licht der Sonne hebe
Und unter uns dem Wüstensand
Selbst mit den Fingern Schatten gebe:
Er scheint dir greifbar und bezirklich,
Allein du siehst, er ist nicht wirklich,
Denn alles Wirkliche besteht,
Derweil der Schatten schnell vergeht,
Zieh' ich die ausgestreckte Hand
Zurück ins hüllende Gewand.
Und wie der Schatten wesenlos
Ist alles Täuschung unsrer Sinne,
Vorstellung des Gehirnes bloß
Und nichts zu bleibendem Gewinne.
Selbst jener Glutenborn am Himmel
Und nachts die leuchtenden Gestirne,
Das ganze athmende Gewimmel
Des Weltalls lebt bloß im Gehirne,
Im Schaun des inneren Gesichts;
Wird dies vernichtet, so bleibt nichts.“
So sprach und gieng der Lehrer weiter
Mit seinem grübelnden Begleiter,
Der, durch die Lehren ganz verwirrt,
Vom rechten Weg sich bald verirrt
Im endlos dürren Wüstenraum,
Wo keine Quelle und kein Baum