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blickten, die Flucht nach der Grenze leichter zu be¬
werkstelligen, sahen nicht unrecht. Der Vorfall
am 18. April entschied den bis dahin noch immer
unentschlossenen Ludwig völlig. Er schrieb dem
General, daß er am 19. Juni mit seiner Familie
in einem großen, besonders für diesen Zweck er¬
bauten Wagen von Paris abreisen, und sei¬
nen Weg über ChalonS und Varennes nehmen
wolle; er befahl ihm, aus dieser Straße in mäßi-
ßen Entfernungen Eskorten von Linientruppen zur
Deckung seiner Fahrt zu legen^ Vergebene schlug
ihm Bouillä einen andern, zweckmäßigem Weg
über Rheims vor, vergebens setzte er ihm ausein¬
ander, daß ein ungewöhnlicher Wagen Aufsehen
erregen werde, und daß Eskorten dieses Aufsehen
noch vermehren, ja wenn sie stark genug wären,
um wirklich etwas zu helfen, das Geheimniß der
beabsichtigten Flucht ganz offenkundig machen wur¬
den. Ludwig beharrte mit großer Hartnäckigkeit
auf seinem Einfalle, und Bouillä traf dem¬
nach die verlangten Anstalten. Aber an dem
Tage, auf den sie berechnet waren, verschob der
König die Abreise, weil Frau von Tourzel, die
Gouvernante der königlichen Kinder, ihn und die
Königin fußfällig bat, ihre Zöglinge begleiten zu
dürfen. Schon hatten die Wächter der Tuilerien
Verdacht geschöpft; dennoch gelang der erste und
zweifelhafteste Theil des Wagstücks, und die Fa¬
milie entkam in der Nacht zum 21. Zuni durch
die Zimmer des Herzogs von Villequier, die einen
Ausgang nach dem Carousselplatze hatten, in einer
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