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daß die Heeresorganisation in Preußen als ureigenstes Werk Wilhelms I.
und als Grundlage seiner Großthaten eingehend behandelt ist, zumal da
dies die Klarstellung des Verfassungskonfliktes in Preußen unbedingt
erfordert.
In der Form ist der Verfasser seiner Ansicht treu geblieben, daß
durch ein Hilfsbuch das lebendige Wort des Lehrers nicht überflüssig
gemacht werden darf, daß man nicht ein Lesebuch, sondern ein Lernbuch
dem Schüler in die Hand geben soll, in welchem derselbe das in ge-
drängter Kürze zum Wiederholen findet, was der Lehrer vorgetragen
hat. Da wir aus Erfahrung wissen, daß sich die Schüler zur
Einprägung des Stoffes aus einem zusammenhängenden Lehrbuche Aus-
Züge in Diöpositionöform machen, so lassen wir auch die verkürzte
Ausgabe in dieser Form, die übrigens in der Kritik fast allseitigen
Beifall gefunden hat, erscheinen. Unzweifelhaft ist ein solches Hilfsbuch
übersichtlicher als eins in zusammenhängender Darstellung und läßt die
innere Entwicklung klarer und durchsichtiger erscheinen.
In Tabellenform lassen sich Thatsachen wohl leicht darstellen, aber
nicht innere Entwicklung und Kultur, deshalb ist wohl das Richtige,
die Mitte zu nehmen zwischen zusammenhängender Erzähluna und
Tabelle.
Auch in der Auswahl des Stoffes sind wir zu einer Mittelstellung
gekommen, nämlich zwischen Herbst und Jaeger. Während erstem- die
neueste Geschichte garzu stiefmütterlich behandelt, giebt letzterer von den
außerdeutschen Staaten entschieden zu viel und zwar in einer nach
unserer unmaßgeblichen Meinung durchaus verunglückten Gliederung.
Wir hatten beim Lesen des Buches den Eindruck wie bei einem
Schauspiel, in welchem jeder Akt durch ein mehrmaliges Fallen des
Zwischenvorhanges zerrissen ist. Diese Art der Darstellung zerstreut
und verwirrt den Schüler, und oft hat ein Absatz so gut wie gar
keinen Inhalt, man vergleiche nur Seite 28 Romanische Länder.
1. Schweiz u. s. w. Umgekehrt ermüdet die von W. Müller „Deutsche
Geschichte" gewählte Einteilung in nur zwei Teile, der deutsche Bund
und das deutsche Reich, unseres Erachtens ganz abgesehen von der
augenfälligen Unfymmetrie den Leser aufs höchste, und man denkt stets:
Kannst du denn nicht endlich einmal Atem schöpfen?
Wir sind nun weit entfernt zu wähnen, daß wir die überaus
schwierige Aufgabe zur allgemeinen Zufriedenheit gelöst haben, wenn