Full text: Neueste Zeit (Abt. 4)

— IV — 
daß die Heeresorganisation in Preußen als ureigenstes Werk Wilhelms I. 
und als Grundlage seiner Großthaten eingehend behandelt ist, zumal da 
dies die Klarstellung des Verfassungskonfliktes in Preußen unbedingt 
erfordert. 
In der Form ist der Verfasser seiner Ansicht treu geblieben, daß 
durch ein Hilfsbuch das lebendige Wort des Lehrers nicht überflüssig 
gemacht werden darf, daß man nicht ein Lesebuch, sondern ein Lernbuch 
dem Schüler in die Hand geben soll, in welchem derselbe das in ge- 
drängter Kürze zum Wiederholen findet, was der Lehrer vorgetragen 
hat. Da wir aus Erfahrung wissen, daß sich die Schüler zur 
Einprägung des Stoffes aus einem zusammenhängenden Lehrbuche Aus- 
Züge in Diöpositionöform machen, so lassen wir auch die verkürzte 
Ausgabe in dieser Form, die übrigens in der Kritik fast allseitigen 
Beifall gefunden hat, erscheinen. Unzweifelhaft ist ein solches Hilfsbuch 
übersichtlicher als eins in zusammenhängender Darstellung und läßt die 
innere Entwicklung klarer und durchsichtiger erscheinen. 
In Tabellenform lassen sich Thatsachen wohl leicht darstellen, aber 
nicht innere Entwicklung und Kultur, deshalb ist wohl das Richtige, 
die Mitte zu nehmen zwischen zusammenhängender Erzähluna und 
Tabelle. 
Auch in der Auswahl des Stoffes sind wir zu einer Mittelstellung 
gekommen, nämlich zwischen Herbst und Jaeger. Während erstem- die 
neueste Geschichte garzu stiefmütterlich behandelt, giebt letzterer von den 
außerdeutschen Staaten entschieden zu viel und zwar in einer nach 
unserer unmaßgeblichen Meinung durchaus verunglückten Gliederung. 
Wir hatten beim Lesen des Buches den Eindruck wie bei einem 
Schauspiel, in welchem jeder Akt durch ein mehrmaliges Fallen des 
Zwischenvorhanges zerrissen ist. Diese Art der Darstellung zerstreut 
und verwirrt den Schüler, und oft hat ein Absatz so gut wie gar 
keinen Inhalt, man vergleiche nur Seite 28 Romanische Länder. 
1. Schweiz u. s. w. Umgekehrt ermüdet die von W. Müller „Deutsche 
Geschichte" gewählte Einteilung in nur zwei Teile, der deutsche Bund 
und das deutsche Reich, unseres Erachtens ganz abgesehen von der 
augenfälligen Unfymmetrie den Leser aufs höchste, und man denkt stets: 
Kannst du denn nicht endlich einmal Atem schöpfen? 
Wir sind nun weit entfernt zu wähnen, daß wir die überaus 
schwierige Aufgabe zur allgemeinen Zufriedenheit gelöst haben, wenn
	        
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