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wurden erobert, seine Städte belagert. Da blieb dem von allen seinen
Freunden verlassenen Löwen nichts weiter übrig, als sich dem Kaiser
1181 gnadeflehend zu Füßen zu werfen. „O Heinrich," ries der Kaiser 1181
aus, „wer hat dich denn gestürzt, als du selbst? Du bist das eigene
Werkzeug deines Unglücks." Heinrich erhielt seine Eigengüter, Braun-
schweig-Lünebnrg, wieder, mußte aber auf drei Jahre Deutschland ver¬
lassen. Bayern erhielt Otto von Wittelsbach; das Land um Wittenberg
kam an Bernhard von Askanien, den zweiten Sohn Albrechts des Bären,
welcher auch zum Herzog von Sachsen ernannt wurde. Da er aber bei den
sächsischen Großen keine Anerkennung fand, so übertrug er den Titel
Herzog von Sachsen auf sein kleines Gebiet Sachsen-Wittenberg. Meck¬
lenburg, Pommern, Anhalt, Oldenburg und Holstein wurden selbständige
Fürstentümer, Lübeck wurde freie Reichsstadt. So wurde 1181 der staat¬
liche Zustand von Norddeutschland hergestellt, wie er im wesentlichen bis
1866 bestanden hat. 1185 kehrte Heinrich ans England wieder zurück,
wurde aber 1189 nach einem allgemeinen Beschluß der Fürsten wieder
verbannt. Doch blieb er nur wenige Monate im Auslande und begann
den Kampf gegen seine Feinde mit der Zerstörung von Bardowiek, deren
Bewohner ihm auf seiner Reise in die Verbannung die Aufnahme ver¬
weigert und ihn verhöhnt hatten. Aber der junge Kaiser Heinrich VI.,
Barbarossas Sohn, trat den Versuchen des Herzogs, seine frühere Macht
wiederzugewinnen, mutig entgegen, und schließlich kam eine Versöhnung
zwischen beiden Gegnern zustande.
• 7* Lebensende. Die letzten Lebensjahre brachte Heinrich auf
seiner Burg zu Braunschweig zu uud ruhte von seinen Thaten. Am
liebsten ließ er sich Sagen oder Heldenlieder vorlesen. Am 6. August
1195 starb er. Sein letztes Wort war: „Gott sei mir Sünder gnädig." 1195
(Deutsche Jugend 3, Heinrich der Löwe und die Stadt Braunschweig.) •
XII. Der dritte Kampf Mischen Welfen und Hohenstaufen.
1. Kaiser Heinrich VI. 1190—1197 war sehr thatkräftig und rück¬
sichtlos. Er war nahe daran, Deutschland zu einem erblichen Einheits¬
staat zu machen; aber wie einst Heinrich III. starb er zu früh, und alle
seine Errungenschaften wurden in Frage gestellt, da er nur einen 2 jäh¬
rigen Sohn, den späteren Kaiser Friedrich II., hinterließ. Deutschland
war in die welfische und in die staufische Partei gespalten, welche sich auch
in Italien unter dem Rufe: Hie Welf! Hie Waiblingen! blutig be¬
kämpften. Der Bruder Heinrichs VI., Philipp von Schwaben, wurde von
den staufisch gesinnten Fürsten gewählt, aber der Papst Jnnocenz III.
setzte es durch, daß die welfische oder päpstliche Partei ihm in der Person
Ottos IV., des Sohnes Heinrichs des Löwen, einen Gegenkaiser aufstellten.
So hatte das Reich zwei Kaiser
2. Philipp von Schwaben 1198—1208 und Ctto IV. 1198—1214,
und blutiger Krieg durchtobte wieder die deutschen Gauen.