Full text: Vaterländische Geschichtsbilder für die mittleren Bürgerschulen des Herzogtums Braunschweig

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und sie ermahnt, tapfer auszuhalten, bis er selbst zu ihrer Rettung 
herbeikäme. Das war leider nicht möglich, denn der Kurfürst von 
Brandenburg wollte den Schwedenkönig nicht durch sein Land ziehen lassen. 
Die Magdeburger waren inzwischen nicht von den Wällen gekommen. 
Da trat Tilly zum Schein den Rückzug an. Als aber die Verteidiger 
sich ein wenig zur Ruhe begeben hatten, kehrte er zurück und begann 
einen wütenden Sturm. Durch einen Abzugskanal drangen einige Sol¬ 
daten in die Stadt ein und öffneten ein Thor, durch welches nun die 
grimmigen Kaiserlichen in die Straßen stürmten. Es entstand ein furcht¬ 
barer Straßenkampf. Falkenberg warf sich den Eindringenden entgegen, 
fiel aber bei Beginn des Gefechtes. Die Stadt geriet in Brand und 
wurde gänzlich eingeäschert. Von den 40000 Bewohnern blieben nur 
5000 am Leben, welche sich in den Dom geflüchtet hatten. Dieser und 
einige Fischerhütten waren die einzigen Gebäude, welche von den gierigen 
Flammen und den noch gierigeren Eroberern verschont blieben. Tilly 
schrieb an den Kaiser: „Seit der Eroberung Jerusalems ist eine solche 
Viktoria nicht mehr erlebt worden." 
e. Tillys Strafe. Gustav Adolfs Siegeszug. Ein Schrei 
der Entrüstung durchhallte die protestantischen Lande. Brandenburg 
und Sachsen schlossen sofort Schutz- und Trutzbündnisse mit Gustav 
Adolf, und die vereinten Streitkräfte trafen 1631 Tilly bei Breitenfeld 1631 
in der Nähe von Leipzig. Gustav Adolf hatte sich bewegliche Kanonen 
aus Leder machen lassen und sein Heer so aufgestellt, daß zwischen dem 
Fußvolke Reiter-Abteilungen standen. Tilly wurde besiegt und sein Heer 
fast vernichtet. Der siegreiche Schwedenkönig zog nun, überall von der 
protestantischen Bevölkerung freudig als Retter begrüßt, durch Thüringen 
an den Main und blieb den Winter über in Mainz. Im Frühjahr 
1632 siel er in Bayern ein. Tilly stellte sich ihm am Lech entgegen, 1632 
wurde aber geschlagen und starb vier Wochen später in Ingolstadt. 
Gustav Adolf zog als Sieger in München ein und rüstete sich zum 
Einfalle in des Kaisers Länder. 
d. Gustav Adolf und Wallenstein. In dieser entsetzlichen 
Not wandte sich Ferdinand II. an Wallenstein. Der stolze Friedland 
ließ sich lange bitten und übernahm erst die Bildung und Führung 
des Heeres, als ihm der unumschränkte Oberbefehl über dasselbe zuge¬ 
sichert war. Zunächst bezog er ein verschanztes Lager bei Nürnberg, und 
Gustav Adolf lagerte sich ihm gegenüber. Als es ihm an Lebensmitteln 
mangelte, versuchte der König vergeblich einen Sturm auf Wallensteins 
Stellung und mußte abziehen. Die Kaiserlichen aber fielen in Sachsen 
ein; die Schweden zogen ihnen nach, und es kam im Herbst 1632 zur 1632
	        
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