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der Marterstunden hatten die Ratsherren über der Folterkammer sich
in Wein und Konfekt gütlich gethan und das Opfer ihrer Wut ver¬
spottet und verhöhnt. 7 Bürgerhauptleute richtete man mit dem Schwerte
hin. Der Rat der Stadt wurde wiederum mit Stadtjunkern besetzt..
• 3. Die Belagerung der Stadt Braunschweig durch Herzog
Heinrich Julius. (Deutsche Jugend 4, Herzog Heinrich Julius und
die Stadt Braunschweig.) •
4. Krieg Friedrich Ulrichs mit Braunschweig 1615. Schon 1606
war die Stadt in die Reichsacht erklärt worden, welche 1610 erneuert
war, und Friedrich Ulrich, der Nachfolger Heinrich Julius', machte sich
1615 daran, die Acht zu vollstrecken. Er hatte 8000 Mann mit 46
Belagerungsgeschützen gesammelt und verlangte von der Stadt 3 Tonnen
Goldes, d. h. 300000 Thaler, eine jährliche Abgabe von 20000 Thalern
und die Einräumung eines Thores. Die Stadt wollte nur 20000 Thaler
im ganzen bewilligen und die Erbauung eines Schlosses gestatten.
Wieder kam es zum Kriege. Der Rat schloß ein Bündnis mit den
Hansastädten, der Herzog eroberte die Landwehrschanzen von Melverode,
Riddagshausen, Gliesmarode rc., bezog ein Lager am Nußberge und be¬
gann eine regelrechte Beschießung, während die Städter wiederholte Aus¬
fälle machten. Bei einem derselben fällt der Stadthauptmann Thomas
Villier.
Aber Hansischen Hilfsvölkern gelingt es, in die Stadt einzudringen,
und der Herzog muß nach dreimonatiger Beschießung die Belagerung
aufgeben.
Die Stadt huldigt dem Herzoge, dieser bestätigt die Freiheiren und
bewirkt die Aushebung der Reichsacht.
Gerade an Braunschweig kaun man sehen, wie der dreißigjährige
Krieg verderblich gewirkt hat.
5. August der Jüngere. Obgleich die Stadt weder erobert war,
noch feindliche Besatzung gehabt hatte, waren die Verluste durch das
Darniederliegen von Handel und Industrie doch so groß, daß die Wider¬
standskraft der Bürger gänzlich erlahmte. Sie gestatteten z. B. August
dem Jüngeren (1634—1666) in Braunschweig zu wohnen.
Als nämlich mit diesem das Haus Dannenberg in Wolsenbüttel
auf den Thron gelangte, war diese Stadt ein Trümmerhaufen und das
Schloß durch die kaiserliche Besatzung so zugerichtet, daß August un¬
möglich dort residieren konnte. (Deutsche Jugend 4, Wolfenbüttel).
Aber unter der tüchtigen Regierung Augusts wuchs bald neues
Leben aus den Ruinen. Es wurde die Auguststadt gebaut, und der
gelehrte Herzog konnte sogar daran denken, die Bibliothek in Wolfen¬
büttel zu begründen. Auch die Universität Helmstedt erneuerte er. Be¬
sondere Verdienste hat sich Herzog August um das Volksschulwesen des
Landes erworben. Bislang war der größte Teil der Jugend in den
unteren Bevölkerungsschichten der Städte, sowie die gesamte länd¬
liche Jugend ohne irgend welche Schulbildung aufgewachsen, da der
Schulzwang noch fehlte und das Bedürfnis, gedruckte und geschriebene
Geschichtsbilder. Q