Konrad I. §. 9. 33
in Baiern unb sogar in Sachsen unb Alemanmen ein. Sie Vernich-
teten ein baierisches Heer mit seinem tapfern Führer, beut Herzog
Luitpold (bem Stammvater bes Wittelsbachischen Hauses), unb auch
ein allgemeines Aufgebot unter bes Königs eigener Führung erlitt
(bei Augsburg) eine vollstänbige Nieberlage.
Gleichzeitig mit bem Erlöschen bes Karolingischen Hauses im ostfrän-
kischen Reiche fällt bie Herstellung ber (von ben ersten Karolingern abge¬
schafften) herzoglichen Gewalt, zunächst in ben Provinzen an ber
östlichen Grenze bes Reiches, also in Sachsen unb Baiern, bann aber
auch in Alemannien, welche im Kampf gegen bie Normannen, Slavm unb
Ungarn bei ber Unfähigkeit ber Könige sich auf Selbsthülfe angewiesen
sahen unb bazn eines tüchtigen Anführers beburften, ber bann auch nach
Auflösung bes Heeres ihr „Herzog" blieb unb bie bisher königlichen
Regierungsrechte ausübte. Ebenso erhoben sich in Franken unb Loth¬
ringen hervorragenbe Geschlechter zu Herzögen, auf welche bie könig¬
liche Gewalt allmählich überging, so baß bas Reich sich in fünf Herzog-
thümer auflöste.
§• 9.
Konrad I., der Franke, 911—918.
Nach bem Aussterben ber Karolinger in Deutschlanb würbe, ohne
Rücksicht auf das Erbrecht ber schwachen Karolinger in Frankreich,
der (dem Karolingischen Hause verwandte) Herzog Konrad von
Franken zum Könige gewählt (auf Empfehlung bes greisen Herzogs
Otto des Erlauchten von Sachsen). Nur der Herzog von Lothringen
zog der Unterwerfung unter Konrad, der früher sein Gegner gewesen,
die völlige Losreißung vom Reiche vor und huldigte dem westfrän-
tischen Könige (Karl dem Einfältigen).
Zwei Feldzüge, welche Konrad gegen das abgefallene Lothringen
unternahm, blieben erfolglos, und auch in Schwaben und Baiern
war seine Anerkennung nur von kurzer Dauer. Selbst mit dem
Sohne und Nachfolger Otto des Erlauchten entzweite er sich, da er
dessen Herrschast in Thüringen beschränken wollte.
Während Konrad so seine Kräfte in dem vergeblichen Unterneh-
men der Vernichtung der neuen Stammesherzöge (von Sachsen,
Schwaben und Baiern) vergeudete, erneuerten die Ungarn ihre Raub-
zöge bis nach Sachsen und Lothringen (ungeachtet einer schweren
Niederlage, die sie bei Passau erlitten hatten). Als der kinderlose
Konrad von seinem zweiten Zuge gegen Baiern zurückkehrte und sein
Tod bevorstand, raffte er sich zur ruhmvollsten That seines Lebens
Pütz, deutsche Geschichte. 9. Aufl. 3