Full text: Geschichte der Deutschen in der Neuzeit von der Reformation bis zum Regierungsantritt Friedrichs des Großen (T. 3 = Obertertia)

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in Westfalen die dort bereits eingedrungene Reformation wieder 
vernichtet. 
c) Der Kaiser und die Reformation. Ein Zug gegen die 
türkischen Seeräuber unter Chaireddin Barbarossa in Tunis 
(1535) und ein dritter Krieg mit Franz I. (1536—1538) 
hinderten den Kaiser, gegen die Protestanten in Deutschland einzu¬ 
schreiten; auch nach Beendigung des letzteren nahmen ihn ein Krieg 
mit den Türken, welche 1541 Ungarn eroberten, und in demselben 
Jahre ein (mißlungener) Zug gegen die Seeräuber in Algier in 
Anspruch. In einem vierten Kriege mit Franz I. (1542 bis 
1544) rückte Karl, welcher sich mit Heinrich VIII. von England 
verbündet hatte, bis in die Nähe von Paris vor. Aber der Plan 
einer Teilung Frankreichs zwischen Karl und Heinrich scheiterte an 
der ergebnislosen Belagerung Boulognes durch die Engländer, und 
in dem endgiltigen Frieden von Crespy 1544 wurde der frühere 
Zustand bestätigt. Von den Türken erlangte der Kaiser durch 
den Verzicht aus den größten Teil Ungarns und Tributzahlung 
1545 einen fünfjährigen Waffenstillstand. Nachdem er so den 
äußeren Frieden gesichert hatte, konnte er feinen Plan, die Einheit 
der Kirche wiederherzustellen, von neuem aufnehmen. Da sich die 
Protestanten weigerten, an einem allgemeinen Konzil teilzunehmen, 
welches zu diesem Zweck 1545 nach Trient berufen war, begann 
er den fchmalkaldischen Krieg (1546—1547), vor dessen Aus¬ 
bruch Luther am 18. Februar 1546 zu Eisleben starb. 
Die Schmalkalder, deren Führer, Kurfürst Johann Friedrich von 
Sachsen (1532—1547) und Landgraf Philipp von Hessen, in die 
Acht erklärt wurden, standen schlagfertig südlich vom Thüringer 
Walde, zauderten aber, den erst unvollkommen gerüsteten Kaiser in 
Regensburg anzugreifen und ließen ihm Zeit, feine italischen und 
niederländischen Truppen (gegen die Wahlkapitulation) an sich zu 
ziehn. Auf die Nachricht von einem Einfall des vom Kaiser ge¬ 
wonnenen protestantischen Herzogs Moritz von Sachsen in Kur¬ 
sachsen kehrten der Kurfürst und, ihm folgend, der Landgraf in die 
Heimat zurück; ihre süddeutschen Verbündeten (Württemberg und 
die Reichsstädte) mußten sich daher im Anfange des Jahres 1546 
dem Kaiser unterwerfen, welcher sich darauf gegen Kurfachfen 
wandte. Johann Friedrich wurde bei Mühlberg 1547 geschlagen
	        
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