Full text: Bilder aus der deutschen Vorgeschichte (2, Beiheft = Untertertia)

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Germanen bedeutet danach entweder „Schlachtrufer" oder „Nach- 
barn" *). 
Das Endergebnis vielfacher Verschiebungen war die Schei- 
bung der Germanen in drei große Gruppen: die Nord g er- 
manen, die in Skandinavien blieben und eine selbständige Ent- 
Wickelung nahmen, die O st g e r m a n e n östlich der Weichsel, die 
sich über die großen Ebenen des östlichen Mitteleuropas ausbreiteten 
und später bei dem Versuche, am Mittelmeere große Reiche zu bilden, 
untergegangen sind (Völkerwanderung), und die Westgermanen, 
bie bas nörbliche Deutschlanb besetzt hielten; sie sinb die Stamm¬ 
väter der heutigen Deutschen unb Angelsachsen geworben. 
Ihre Heimat war bas ganze Kustenlanb zwischen Rhein unb 
Weichsel unb bas baran stoßenbe Binnenlanb bis zum hercy- 
nischen Walbe; so nannten bie Römer ben breiten Streifen 
ber Walbgebirge vom Rheinknie bei Bingen bis zu ben Subeten. 
Ihre westlichen unb {üblichen Nachbarn waren Kelten; von bem 
keltischen Stamme ber V o l k e tx kommt ber Name Welsche, mit 
dem bie Germanen alle ftammfremben Nachbarn 'zu bezeichnen 
pflegten. Im Osten rückten später bie Slawen in bie burch Abzug 
der Ostgermanen frei geworbenen Gebiete unb würben so die 
Nachbarn der Westgermanen. 
Das von den Germanen im nördlichen Deutschland besetzte 
Gebiet, später Germanien genannt, war zum größten Teil Hügel- 
land und Tiefebene. Die zahlreichen, nach Norden abfließenden 
Ströme bildeten damals große Sumpfgebiete; ungeheuere Wälder, 
die fast das ganze Gebiet bedeckten, waren der Ausenthalt wilder 
Tiere (Bär, Wolf, Luchs) und großer Herden von Auerochsen, 
Elentieren Hirschen, Wildschweinen usw. (vgl. Vogel und Richter, 
Hilfsbuch f. Quinta, S. 2). Dem Fischfang und der Jagd wib- 
meten sich bie Germanen eifrig, aber sie waren boch hauptsächlich 
Ackerbauer unb Viehzüchter. Deshalb waren sie unablässig bestrebt, 
ben Urwalb auszutoben ober nieberzufcrennen (Ortsnamen auf 
-robe unb -schwaub). Unter bem Einfluß bes gesunben Klimas 
unb günstiger Lebensbebingungen wuchs ihre Zahl so gewaltig, 
baß bie anbaufähige Bobenfläche ihnen balb nicht mehr genügte. 
2» Ccbcnsxvcife der Germanen. 
(Vgl. Vogel u. Richter, Hilfsbuch f. Quinta I, 1.) 
Schon in sehr frühen Zeiten hat sich bei ben Germanen eine 
eigene, bobenstänbige Kultur herausgebilbet, bie uns burch zahl- 
*) Neuerdings wird auch der römische Ursprung des Namens behauptet; 
danach soll er „die Echten" bedeuten, in Beziehung auf die Kelten, mit denen 
die Germanen öfters verwechselt wurden.
	        
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