Full text: Bilder aus der deutschen Vorgeschichte (2, Beiheft = Untertertia)

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reiche Boden-, vor allem Gräberfunde bekannt geworden ist. 
Etwa im 10. Jahrhundert v. Chr. vollzog sich der Ubergang von 
der Bronzezeit zur Eisenzeit, doch blieb die Bronze noch lange Zeit 
das wichtigste Metall. Für die Eigenart der germanischen Kultur 
spricht auch die Bilderschrift der Runen, die achtzehn Urzeichen 
enthält. 
Von der Lebensweise der Germanen entwirft der römische 
Schriftsteller Kornelius Tacitus, der sie vielleicht durch 
eigenen Augenschein kennen gelernt hatte, etwa hundert Jahre 
n. Chr. in seinem Buche Germania ein anschauliches Bild. 
Danach lebten die freien Germanen, die Viehzüchter und 
Ackerbauer waren, ein jeder auf seinem eigenen Hofe, dessen Ge¬ 
bäude aus Holz hergestellt und mit Lehm beworfen waren. Die 
Gehöfte waren meist zu einer gemeinsamen Siedelung, einem Weiler 
oder Dorfe, vereinigt; in der Tiefebene und im Hochlande waren 
Einzelhöfe die übliche Form der Ansiedelung; auch in den Dörfern 
waren die Gehöfte durch größere Zwischenräume getrennt, eine 
Anbauweise, die der römische Schriftsteller mit der Furcht vor 
Feuersgefahr erklärt, die aber wohl in der Unabhängigkeitsliebe 
der Anfiebler ihren Hauptgrunb gehabt haben wirb. 
Auf bem Hofe lebten außer bem Besitzer unb seiner, meist sehr 
zahlreichen, Familie auch noch Unfreie, bie als Knechte unb Mägbe 
beschäftigt waren. Alle Bebürfnisse bes Haushalts würben im 
Hause selbst gefertigt; nicht nur sorgten bie Frauen burch Spinnen, 
Weben unb Nähen für bie Gewanbung, sonbern auch bie Haus- 
unb Felbgeräte entstanben in gemeinsamer Arbeit ber Hofbewohner; 
Golbschmiebekunst, Waffenschmiebekunst unb Töpferei waren bie 
ersten Künste, bie von besonbers geschickten Arbeitern gewerbs¬ 
mäßig betrieben würben. 
Die hauptsächliche Tätigkeit aller Hofbewohner galt ber Be- 
stellung bes Ackers, ber bamals noch nicht eigener Besitz bes Einzelnen 
war; er gehörte ber Gesamtheit aller Dorf- ober Markgenossen 
unb würbe jährlich zur Bestellung an bie Einzelhöfe neu verteilt. 
Zu biefem Zwecke würben bie gleichartigen Ackerfluren in große 
Rechtecke, Gewanne, zusammengefaßt; biese wieber würben in 
kleinere Rechtecke zerlegt, unb zwar in so viele, als Höfe in ber 
Gemeinbe vorhanben waren. Jeber Hofbesitzer erloste einen bieser 
kleinen Ackerteile, ben gleichen in jeber Gewanne; biese Anteile 
an ber Ackerflur erhielt er zur Bestellung für ein Jahr zugewiesen, 
bies war seine Hube ober Hufe. Nicht verteilt würben Wasser 
(Bach unb Teich), Wiese unb Walb; sie blieben in gemeinsamem 
Besitze unb burften von jebem Markgenossen zum Fischen, Jagen 
zur Holzgewinnung unb Viehweibe benutzt werben (A l l m e n b e). 
Nur ein Teil bes Ackerlanbs kam alljährlich zur Verteilung 
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