— 3 —
reiche Boden-, vor allem Gräberfunde bekannt geworden ist.
Etwa im 10. Jahrhundert v. Chr. vollzog sich der Ubergang von
der Bronzezeit zur Eisenzeit, doch blieb die Bronze noch lange Zeit
das wichtigste Metall. Für die Eigenart der germanischen Kultur
spricht auch die Bilderschrift der Runen, die achtzehn Urzeichen
enthält.
Von der Lebensweise der Germanen entwirft der römische
Schriftsteller Kornelius Tacitus, der sie vielleicht durch
eigenen Augenschein kennen gelernt hatte, etwa hundert Jahre
n. Chr. in seinem Buche Germania ein anschauliches Bild.
Danach lebten die freien Germanen, die Viehzüchter und
Ackerbauer waren, ein jeder auf seinem eigenen Hofe, dessen Ge¬
bäude aus Holz hergestellt und mit Lehm beworfen waren. Die
Gehöfte waren meist zu einer gemeinsamen Siedelung, einem Weiler
oder Dorfe, vereinigt; in der Tiefebene und im Hochlande waren
Einzelhöfe die übliche Form der Ansiedelung; auch in den Dörfern
waren die Gehöfte durch größere Zwischenräume getrennt, eine
Anbauweise, die der römische Schriftsteller mit der Furcht vor
Feuersgefahr erklärt, die aber wohl in der Unabhängigkeitsliebe
der Anfiebler ihren Hauptgrunb gehabt haben wirb.
Auf bem Hofe lebten außer bem Besitzer unb seiner, meist sehr
zahlreichen, Familie auch noch Unfreie, bie als Knechte unb Mägbe
beschäftigt waren. Alle Bebürfnisse bes Haushalts würben im
Hause selbst gefertigt; nicht nur sorgten bie Frauen burch Spinnen,
Weben unb Nähen für bie Gewanbung, sonbern auch bie Haus-
unb Felbgeräte entstanben in gemeinsamer Arbeit ber Hofbewohner;
Golbschmiebekunst, Waffenschmiebekunst unb Töpferei waren bie
ersten Künste, bie von besonbers geschickten Arbeitern gewerbs¬
mäßig betrieben würben.
Die hauptsächliche Tätigkeit aller Hofbewohner galt ber Be-
stellung bes Ackers, ber bamals noch nicht eigener Besitz bes Einzelnen
war; er gehörte ber Gesamtheit aller Dorf- ober Markgenossen
unb würbe jährlich zur Bestellung an bie Einzelhöfe neu verteilt.
Zu biefem Zwecke würben bie gleichartigen Ackerfluren in große
Rechtecke, Gewanne, zusammengefaßt; biese wieber würben in
kleinere Rechtecke zerlegt, unb zwar in so viele, als Höfe in ber
Gemeinbe vorhanben waren. Jeber Hofbesitzer erloste einen bieser
kleinen Ackerteile, ben gleichen in jeber Gewanne; biese Anteile
an ber Ackerflur erhielt er zur Bestellung für ein Jahr zugewiesen,
bies war seine Hube ober Hufe. Nicht verteilt würben Wasser
(Bach unb Teich), Wiese unb Walb; sie blieben in gemeinsamem
Besitze unb burften von jebem Markgenossen zum Fischen, Jagen
zur Holzgewinnung unb Viehweibe benutzt werben (A l l m e n b e).
Nur ein Teil bes Ackerlanbs kam alljährlich zur Verteilung
l*