Full text: Bilder aus der deutschen Vorgeschichte (2, Beiheft = Untertertia)

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und Bewirtschaftung; der dritte Teil blieb brach liegen und diente 
als Viehweide; so wurde der vorzeitigen Ausbeutung der Boden- 
kraft vorgebeugt (Feldgraswirtschaft). Für jede Gewanne wurde 
bei der Verteilung die Feldfrucht, die auf ihr gewonnen werden 
sollte, festgesetzt, sodaß dem Einzelnen darin keine freie Wahl zu- 
stand; während dreier Jahre wechselten Winterfrucht, Sommer- 
frucht und Brache (Dreifelderwirtschaft). Als Feldfrüchte wurden 
hauptsächlich Gerste, Roggen, Hafer, Hirse, Kraut und Rüben, 
Hanf und Flachs angebaut. 
Bei der Bestellung des Ackers, bei der Aufzucht des Viehs 
und bei allen Arbeiten in Haus und Hof fielen dem Hofbesitzer 
nicht nur die Anordnung und Aufsicht zu, sondern er hatte überall 
selbst mit zuzugreifen. Arbeitshilfe leisteten ihm außer den dem 
Hofe zugehörigen Unfreien, auch die jüngeren Geschwister, die, 
meist unverheiratet (Hagestolze), auf dem Hofe verblieben waren, 
und die eigenen Kinder. Seine Hausfrau war die treue Gefährtin 
des Mannes und in alle seine Pläne und Sorgen eingeweiht; sie 
waltete in Haus und Hof an der Spitze der Töchter und Mägde 
und vertrat auch den Mann in der Leitung der ganzen Wirtschaft, 
wenn er anderwärts beschäftigt war. Denn ihn zog es mächtig hin- 
aus in den Wald, aus dem er manche Jagdbeute heimbrachte, die 
eine willkommene Abwechselung in die alltägliche Nahrung (meist 
Mehl- und Milchspeisen, seltener Fleisch von geschlachteten Tieren 
der Herde) brachte. In Kriegszeiten dauerte die Abwesenheit des 
Hofherrn oft Wochen- und mondenlang, in Friedenszeiten nahmen 
ihn häufig gemeinsame Angelegenheiten (s. u. 3) der Geschlechts- 
und Markgenossen in Anspruch. Die Beratungen der freien Männer 
verlängerten sich dann gewöhnlich zu Gelagen, bei denen die mit 
Met, einem mit Honig gesüßten Gerstensafte, gefüllten Hörner 
fleißig umgingen. Auch kam es wohl vor, daß der Mann sich nicht 
scheute, ganze Tage mit Nichtstun zu verbringen, in ein Fell ge- 
wickelt und neben der Herdstelle ausgestreckt (auf der Bärenhaut 
liegend). 
Ein Hauptstück der Bekleidung war der Mantel, ein viereckiges 
Stück Leinen oder groben Wollstoffs, das durch Spangen (Fibeln) 
oder durch einen Dorn zusammengehalten wurde; es wurde 
bei Festlichkeiten und außerhalb des Hauses getragen. Das rauhe 
Klima forderte aber auch ein Unterkleid, das aus Leinen oder Leder 
gefertigt war und Leib und Beine enganliegend schützte (Pfaid); 
die Beinkleider waren unten durch Riemen befestigt; die Füße 
staken in Lederschuhen: der Kopf blieb unbedeckt; das Haar wurde 
bei vielen Stämmen lang getragen und auf dem Wirbel in einen 
Knoten geschlungen, aus dem es rückwärts oder seitwärts herabfiel. 
Im Kampfe warf man gewöhnlich, um in der Handhabung der
	        
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