Full text: Die Alte Geschichte (Theil 1)

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großen Halbinsel südwärts von Stadt zu Stadt; welche nicht freiwillig 
die Thore öffnete, wurde mit Sturm genommen, so Milet und Hali- 
karnaß. Auch die Südküste Kleinasiens wurde siegreich vom Könige 
durcheilt und erst der nahende Winter bestimmte ihn, im Inneren des 
Landes einen längeren Aufenthalt zu nehmen. In dieser Zeit war es 
auch, als Alexander den berühmten Knoten zu Gordium zerhieb.^Der 
kommende Frühling des Jahres 333 sah den rastlosen Helden schon auf 
dem Weitermarsche. Plötzlich erkrankte er zu Tarsus in Cilicien. 
Mitten durch die Stadt schlängelt sich der anmuthige Cydnusbach, dessen 
klares Wasser ihn zum Baden einlud. Mit Staub und Schweiß bedeckt 
stieg er hinein. Da überfiel ein plötzliches Zittern alle Glieder, er wnrde 
leichenblaß und mußte aus dem Bade getragen werden. Die Aerzte ga¬ 
ben ihn auf; sie traueten sich nicht, etwas zu verordnen. Nur einer, 
Philippus, entschloß sich, in dieser Roth ein schnell wirkendes, aber auch 
sehr gefährliches Mittel zu gebrauchen. Der König war eben im Be- 
griffe, die von ihm verordnete Arznei zu nehmen, als ein Brief von Par- 
memo anlangte, mit der Warnung: „Traue dem Philippus nicht, er 
soll vom Perserkönige bestochen sein, dich zu vergiften." Alle erschraken, 
nur nicht der König. Er gab seinem Arzte den Brief und nahm in dem- 
selbw Augenblicke die verordnete Arznei. Sein edeles Vertrauen ward 
durch eine schleunige Genesung herrlich belohnt. Schon am dritten Tage 
stand er wieder an der Spitze seines jubelnden Heeres. Er drang durch 
die unbesetzten Engpässe Ciliciens und kam nach Jssus. 
Schlacht bei Jssus (333). — Hier, au der syrischen Grenze, 
stand der Perserkönig Darius Kodomannus mit einem Heere 
von 600,000 Mann zur Schlacht bereit. Wie eine schwere Gewitter- 
wölke kam die macedonische Phalanx herangezogen, so daß die Perser 
trotz ihrer Uebermacht ein Grauen überfiel. Sie wichen zurück, bald 
lösete sich das ganze Heer in wilde Flucht auf. Schrecklich war das Ge- 
metzel; über 100,000 Perser blieben auf dem Platze. Sogar der Wa- 
gen des Darms konnte wegen der Menge der ringsum angehäuften 
Leichen nicht aus der Stelle genickt werden. Er sprang hinaus, ließ 
Mantel, Schild und Bogen zurück, warf sich auf sein Pferd und jagte, 
ohne anzuhalten, Tag und Nacht fort. Seine Mutter, feine Gemahlin, 
zwei Töchter und ein unmündiger Sohn fielen dem Sieger in-die Hände. 
Sie brachen in lautes Wehklagen aus, weil sie glaubten, Darius sei er- 
schlagen. Alexander aber gab ihnen die Versicherung, daß Darius noch
	        
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