Full text: Die Alte Geschichte (Theil 1)

— 231 — 
die Bevölkerung der Stadt und den Vermögensstand der Bürger genau 
ermitteln und besondere Verzeichnisse hierüber führen, um der Ver- 
Mischung der verschiedenen Klassen und Stände so weit als möglich 
vorzubeugen. Allmälig gesellte sich zu dieser ersten Verwaltung der 
Sensoren auch das Sittenrichteramt, kraft dessen sie Alles, was 
gegen die herkömmlichen Sitten verstieß, rügen und bestrafen durften. 
Die Strafen waren Ehrenstrafen, Entziehung der staatsbürgerlichen 
Rechte oder der Standesrechte. 
Eroberung von Veji (396). — Wenn es auch seitdem nicht an 
inneren Zwisten fehlte, so kam es doch vorläufig nicht mehr zu solchen 
gewaltsamen Erschütterungen, wie bisher. Dadurch ward es den Römern 
möglich, sich ernsthafter gegen die auswärtigen Feinde zu wenden, von 
denen sie so oft waren bedroht worden. Alle ihre früheren Kriege waren 
größtentheils nur Streifzüge gewesen, eben so rasch geendet als ange- 
fangen; denn lange konnte ja der Familienvater ohne wesentlichen 
Nachtheil seines Hausstandes nicht abwesend sein. Um aber nachdrück- 
licher gegen die Feinde auftreten zu können und um den Weg zu größe- 
ren Unternehmungen zu bahnen, wurde im Jahre 405 beschlossen, den 
im Felde stehenden Bürgern Sold zu geben. Die Erhöhung der Ab- 
gaben war eine natürliche Folge davon. Die nächste Veranlassung zu 
dieser Bewilligung des Soldes gab ein schwerer langwieriger Krieg gegen 
Veji, die größte und mächtigste Stadt Etrurieus. Sie lag nur wenige 
Stunden nördlich von Rom. Ueberragende Felsen und Mauern schie- 
nen sie gegen jeden feindlichen Angriff hinreichend zu schirmen. Sie 
war eine zu gefährliche Nebenbuhlerin Roms, als daß man nicht den 
schon Jahrhunderte lang stets erneuerten Kampf endlich zur Entich ei- 
dung bringen sollte. Im Jahre 406 *) fing die Belagerung an, über 
welche die römischen Schriftsteller fast eben so Wunderbares zu berichten 
wissen, als die der Griechen über den Fall Troja's. Hier wurden zum 
Erstenmale von den Römern Wälle aufgeworfen, Sturmdächer errichtet, 
und die Belagerung selbst den Winter hindurch fortgesetzt. Jedoch ward 
die Stadt erst int zehnten Jahre durch den Dictator Camillus einge¬ 
nommen. Dieser große Kriegesheld ließ eine Mine unter den Mauern 
her anlegen. Während er nun von außen stürmen ließ, stiegen inner- 
halb die geharnischten Männer aus der eingestoßenen Kluft in die Stadt 
*) Gleichzeitig: Lysander vernichtet Heer und Flotte der Athener 
bei Aegospotrmos.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.