fullscreen: Die Alte Geschichte (Theil 1)

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Im Winter des Jahres 450_ brach der Hunnenheld an der Spitze 
vieler Könige und einer halben Million Streiter aus seinem Lager in 
Ungarn auf, durchzog, alles vor sich niederwerfend, Noncum und Bin- 
betteten (das heutige Oesterreich und Bayern) und gelangte an den 
Rhein, Das Volk der Burgunder am Rhein, welches Widerstand zu 
leisten wagte, wurde niedergeworfen, viele blühende Städte am Rhein, 
wie auch in Gallien, unter anderen Trier und Metz, zerstört, und die 
Schrecknisse des Krieges bis nach Orleans an der Loire getragen. 
In dieser Roth vereinigten sich im Abendlande Freunde und Feinde 
zur gemeinsamen Rettung. Die Römer hatten zu dieser Zeit einen treff- 
lichen Feldherrn, mit Rauten Aötius. Dieser verband sich mit Theo- 
dörich, dem Könige der ZWgothen, zog viele deutsche Hülssvölker au 
/ sich und stellte sich aus den weitmCatalaunischen Gefilden, bei dem 
heutigen Chalous au der Marne, dem Länderstürmer kühn entgegen. 
Fast alle Völker von der Wolga bis zum atlantischen Meere standen hier 
kampfbegierig einander gegenüber. Hier fiel nun im Jahre 451 die 
große Völkerschlacht vor, eine der mörderischsten, die je in Europa ge- 
liefert sind. 160,000 Leichen beider Heere bedeckten die Wahlstatt; ja 
der Ingrimm der Kämpfenden war so groß, daß nach der Volkssage die 
Erschlageneu als Geister hoch oben tu der Luft die Schlacht von Neuem 
begannen. Auch Theodorich, der herrliche Gothenkönig, starb den Helden¬ 
tod, aber Attila wurde geschlagen und zog sich grollend über den Rhein 
zurück. Plötzlich brach er racheschnaubend im nächsten Jahre, 452, in 
Italien ein. Er eroberte und vertilgte das blühende Aquilejja. Flücht¬ 
linge ans der Stadt und Umgegend verbargen sich auf den vielen kleinen 
Inseln (Lagunen) des asiatischen Meeres und gründeten daselbst eine 
neue, gleichsam schwimmende, Stadt, Venedig. Unter fürchterlichen 
Verwüstungen zog er unaufhaltsam vorwärts gegen die Hauptstadt selbst. 
Rom schien verloren! Da nahm der Papst Leo den Bischofstab in seine 
Hand und zog an der Spitze der Geistlichkeit in feierlicher Prozession in 
das hunnische Lager. Mit rührenden Bitten und Vorstellungen wandte 
er sich an Attila. „Bedenke/' sprach er, „daß der erste der Apostel Rom 
in seinen mächtigen Schutz genommen hat. Auch Alartch kam nach 
Rom; aber darum hat er frühen Tod gelitten. Hüte du dich zu kommen!" 
Die ehrwürdige Erscheinung des Oberhauptes der Christenheit, und die 
ernste Mahnung, die von ihm im Namen der Religion feierlich ausge¬ 
sprochen war, flößte selbst dem Barbaren Achtung und Ehrfurcht ein.
	        
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