Full text: Geschichte des Mittelalters (Theil 2)

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Unter dem wilden Volke der Mongolen, welche als Nomaden 
die weiten Hochebenen des mittleren Asien bewohnten, war im Jahre 
1206 ein großer Eroberer aufgetreten, mit Namen Tschings-Khan, 
d. i. größter Fürst. Er unterwarf sich die benachbarten Fürsten (Khans) 
und eroberte an ihrer Spitze einen großen Theil Asiens. Niederge¬ 
brannte Städte und Dörfer bezeichneten den Weg dieser Barbaren. 
Nach dem Tode dieses furchtbaren Helden setzten seine Söhne die Er¬ 
oberung fort. Unter schrecklichen Verheerungen zogen sie durch Ru߬ 
land und Polen bis an die Oder und kamen in die Gegend von Liegnitz 
in Schlesien. Hier, unweit Wahlstatt, stellte sich ihnen im Jahre 1241 
Herzog Heinrich von Schlesien mit vielen deutschen Rittern entgegen. 
Blutig war die Schlacht, die Deutschen wurden besiegt, Herzog Heinrich 
fiel selbst. Doch zogen die Mongolen nicht weiter; sie hatten die Tapfer¬ 
keit der Deutscheu kennen gelernt; auch schreckte sie die Menge der 
festen Burgeu. Nachdem sie mit den abgeschnittenen Ohren der Er¬ 
schlagenen viele Säcke zum Zeichen ihres Sieges angefüllt hatten, kehrten 
sie über Ungarn nach Asien zurück. 
Um diese Zeit starb Gregor IX., Friedriche größter Gegner, und 
ihm folgte Jnnocenz IV. Dieser, früher ein Freund des Kaisers, gerieth 
bald mit ihm in einen noch weit heftigeren Streit, als alle seine Vor- 
gänger. Er entfloh heimlich von Rom aus der gefährlichen Nähe des 
Kaisers nach Lyon, berief eine Kirchenversammlung dahin und klagte unter 
vielen Thränen ihn des Meineides, der Ketzerei und der Gottlosigkeit an. 
Vergebens vertheidigte der kaiserliche Gesandte seinen Herrn. Die Ver- 
sammlnng sprach den Bann über ihn aus und erklärte ihn seiner Kronen 
und Würden verlustig. Als dem Kaiser diese Nachricht hinterbracht 
wurde, geriet!) er in heftigen Zorn und rief aus: „Mich hat der Papst 
und seine Versammlung abgesetzt, mich der Krone beraubt? Bringet mir 
her meine Krone, daß ich sehe, ob sie wirklich verloren ist!" Und als man 
sie ihm hereinbrachte, setzte er sie aufs Haupt und rief mit drohender 
Stimme: „Noch habe ich meine Krone und ehe ich sie verliere, müssen 
Ströme von Blut fließen!" Diese Worte gingen in Erfüllung. Auf An¬ 
trieb des Papstes wählten mehre deutsche Fürsten den Landgrafen von 
Thüringen, Heinrich Raspe, den Schwager der h. Elisabeth, zum 
Könige. Ungern übernahm dieser die'glänzende Bürde und starb schon 
im folgenden Jahre vor Gram. Nun ward von Friedrich's Feinden der 
Graf Wilhelm von Holland auf den deutschen Thron erhoben.
	        
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