Full text: Geschichte des Mittelalters (Theil 2)

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Feste beschlossen die Feierlichkeiten des Tages. Von nun an durfte er 
keine Beleidigung ungerächt lassen. Der Zweikampf, dasjenige Gottes- 
urtheil, welches für das ehrenvollste und ritterlichste galt, entschied in 
vielen Fällen über Streitigkeiten der Ritter unter einander. Warf einer 
dem anderen seinen Handschuh vor die Füße, so war das ein Zeichen der 
Herausforderung, so wie das Aufnehmen desselben ein Zeichen des an- 
genommenen Zweikampfes. 
Wenn nun der Ritter in vollem Harnische einherritt, so daß das vor- 
geschobene Visir selbst das Gesicht verdeckte, so war es ganz unmöglich, 
ihn zu kennen. Es war deshalb ein äußeres Abzeichen nöthig, um sich 
den Seinigen im Kampfe kennbar zu machen. Hierzu wählte er das 
Bild eines Löwen, eines Hirsches, eines Bären, und seit den Kreuzzügen 
häufig das Bild des Kreuzes in vielerlei Gestalten in seinem Schilde. 
Das war der Ursprung der Wappen.(Waffen). Durch Thaten der 
Kühnheit und Stärke bekamen'diese Wappen etwas Ehrwürdiges; sie 
gingen vom Vater auf den Sohn erblich über. Damit man aber die ver- 
schiedenen Seitenlinien, die dasselbe Wappen im Schilde führten, von 
einander unterscheiden könne, so brachte man noch wohl besondere Ver- 
zierungen am Helme an, die man Kleinode nannte. Jetzt brauchte 
man nur den Schild und das Helmkleinod zu betrachten, und man kannte 
sogleich den Ritter. 
Seitdem die großen und kleinen Lehen erblich geworden waren, wur- 
den auch die Namen der Ritter von ihren Besitzungen entlehnt. Früher 
nannte man jeden bei seinem Vornamen: Rudolf, Gottfried u. s. w., wie 
dieses zum Theil noch jetzt in Spanien üblich ist. Jetzt kamen noch Ge- 
schlechtsnamen hinzu, die meist von den Burgen und Besitzungen ent- 
lehnt wurden, wie Rudolf von Habsburg, Gottfried von Bouillon u. s. w. 
So sind die meisten Namen unserer adeligen Familien entstanden, nur 
daß jetzt fast gar wenige mehr das Stammschloß besitzen, welches ihnen 
den Namen gab. Am Ende wurde sogar das bloße Wörtchen „von" 
als Zeichen ritterlichen und also adeligen Standes angesehen und bei 
Erhebung in den Adelstand seit dem sechzehnten Jahrhundert dem 
alten bürgerlichen Familiennamen vorgesetzt. 
Ritter-Orden. — Zur Zeit der Kreuzzüge, wo das Ritterthum 
in seiner schönsten"Blüthe stand, bildeten sich nach dem Beispiele der 
geistlichen Orden auch enge Verbrüderungen der Ritter unter einander 
und gaben ihrem Stande die Weihe eines Ritter-Ordens. Das waren 
Welter's Weltgesch. Ii. 27. Aufl. i 1
	        
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