— 193 —
ches Geschehene für nichtig, und forderte die Güter und Lehen zurück,
welche seitdem in Besitz genommen waren. Diese Maßregel war Haupt-
sächlich gegen Ottokar II., den übermächtigen König von Böhmen und
Mähren, gerichtet, der während des Interregnums sich auch in den Be¬
sitz der österreichischen Lander gesetzt hatte.
Die Mark Oesterreich war schon seit 976 an das babenber-
gt[che Geschlecht gekommen, welches nach Erhebung der Markgrafschaft
zum Herzogthume auch Steiermark durch Ankaufendem kinderlosen
mit ihm verschwägerten Herzoge gewann. Nach dem Erlöschen der Ba¬
benberger * mit Friedrich dem Streitbaren im Jahre 1246 er-
hob sich der österreichische Erbfolgekrieg. In diesem kam Ottokar in Be¬
sitz Oesterreich, entriß dann durch einen großen Sieg über die Un-
garn das von diesen besetzte Steiermark und gewann auch endlich Kärn-
then und Krain als Erbe des ihm verwandten kinderlosen Herzoges die-
ser Länder, so daß sich seine Macht damals vom adriatischen Meere bis
an's Riesengebirge erstreckte. Er war der mächtigste und gefeiertste Fürst
seiner Zeit. Selbst die deutsche Reichskrone hatte man ihm angeboten,
er hatte sie aber abgelehnt, wohl nur wegen der an seine Wahl geknüpf-
ten Bedingungen. Stolz auf seine Macht, wollte er die Wahl Rudolfs
nicht anerkennen. Rudolf erließ wiederholt an ihn die Aufforderung,
vor ihm zu erscheinen, einerseits, um seine rechtmäßigen Sehen, Böhmen
Unb Mähren, von ihm zu empfangen, andererseits aber, um die übrigen
Länder als erledigte Reichslehen herauszugeben. Allein er erschien nicht
und trotzte allen Befehlen des deutschen Königes. .Da wurde über ihn
bie Reichsacht ausgesprochen. Rudolf zog das Schwert und rückte in
Verbindung mit dem Grafen Meinhard von Tirol und dem Könige La-
dislaus von Ungarn zum Kampfe aus. Ottokar mußte sich zurückziehen;
und schon war Rudolf bis Wien vorgedrungen, schon war der größte
Theil der österreichischen Landschaften wieder erobert; da erst neigte sich
* Reihenfolge der Babenberg er.
Markgrafen seit 976: Herzoge seit 1156:
Leopold I., der Erlauchte.
Heinrich I., der Starke.
Adalbert I., der Siegreiche.
Ernst I., der Tapfere.
Leopold II., der Schöne.
Leopold III., der Heilige.
Leopold IV., der Freigebige.
Welter'S Weltgesch. II. 2T. Aufl. ^
Heinrich II., Jasomirgott.
Leopold V., der Tugendhafte.
Friedrich I., der Katholische.
Leopold VI., der Glorreiche.
Friedrich II., der Streitbare.