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rich's Sohn und Nachfolger, setzte die Eroberungen seines Vaters glück-
lich fort. Dieser erfocht im Jahre 1139 auf der Ebene von Ourique
einen so glänzenden Sieg über die Mauren, daß ihn auf dem Schlacht-
felde sein Heer vor Begeisterung zum Könige von Portugal aus-
rief. Seit der Zeit erscheint Portugal als^ei^selbständiges Königreich.
Alfonso wandte sich jetzt immer südlicher und eroberte mit Hülfe kreuz-
fahrender Engländer und Hanseaten, die eben in den Tejo einliefen, selbst
Lissabon, die nachmalige Hauptstadt. Unter den nachfolgenden Koni-
gen wurden die Mauren immer tiefer zurückgedrängt und endlich ganz
aus dem Reiche vertrieben. Der König Johann, welcher von 1383
bis 1433 regierte, faßte nun den Plan, die Feinde der Christenheit auch
jenfett des Meeres, in Afrika, heimzusuchen und auch hier die christliche
Fahne wieder aufzupflanzen. Er rüstete deshalb eine Flotte, setzte hier-
mit über und eroberte 1415 an der afrikanischen Küste die Gibraltar
gegenüber gelegene Stadt C eü t a. Sie war ihm der Schlüssel zu Afrika.
Nach dieser Eroberung gab der dritte Sohn des Königes, Infant*)
Heinrich, gewöhnlich Heinrich der Seefahrer genannt,^ie^rste
Anregung zu den berühmten Länderentdeckungen und Handelsnnterneh-
mungen, durch welche Portugal in kurzer Zeit zum ersten Handelstaate
Europas sich emporschwang.
79. Entdeckung des Seeweges nach Ostindien durch die
Portugiesen.
Der vorgenannte Prinz Heinrich war ein vorzüglicher Freund der
Mathematik und Schifffahrtskunde. Um seiner Neigung ungestört zu le-
ben, floh er das Geräusch des Hofes und bezog mit mehren gleichgesinn-
ten Freunden ein einsames Schloß am Cap St. Vincent. Dieses Schloß
war bald der Sammelplatz aller Seefahrer; von ihnen zog er viele Nach-
richten über entfernte Länder und Meere ein. Vorzüglich beschäftigte ihn
der Plan, einen Seeweg um Afrika herum nach Ostindien aufzusuchen,
um die herrlichen Erzeugnisse dieses schönen Landes, die man bisher durch
arabische Kaufleute bezogen hatte, unmittelbar aus Indien selbst zu ho-
len. Die Araber nämlich kauften in Goa, Calicut und Cochin Gewürze
und andere indische Waaren, die sie dann über den persischen Meerbusen
*) Infant (von dem lateinischen Worte infans, d. i. Kind) ist der
Titel, den in Spanien und Portugal vorzugsweise die Prinzen des könig-
lichen Hauses führen.