Contents: Lebensbilder aus der Geschichte des Altertums, Lebensbilder aus der deutschen Geschichte (Teil 2)

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II. Lebensbilder aus der Deutschen Geschichte. 
die Führung des Heeres wieder zu übernehmen. Lange ließ sich der stolze 
Mann bitten; schwere Bedingungen stellte er dem Kaiser, die deutlich ver- 
rieten, daß nur eine Königskrone ihm der würdige Lohn sür seine Hilfe 
zu sein schien. Auch verlangte er für sich das Recht, selbst über "den 
Friedensschluß mitzubestimmen, ein Recht, das noch niemals ein Unter- 
tan seinem Herrscher gegenüber zu beanspruchen gewagt hatte. In seiner 
Not ging Ferdinand auf alles ein. 
In kurzer Zeit rief die Werbetrommel Wallenstedts zahlreiche 
Scharen seiner alten Soldaten zusammen. Er hemmte den weiteren 
Siegeslauf des bisher unbesiegbaren Schwedenkönigs durch sein bloßes 
Erscheinen. Gustav Adolf konnte ihn bei Nürnberg nicht aus seinen trefflich 
angelegten Verschanzungen heraustreiben. Die entscheidende Schlacht 
(1632) fand bei Lützen statt. Das kaiserliche Heer, bei dem der tapfere 
Pappenheim die Reiterei befehligte, war stärker als das Gustav Adolfs. 
Am Morgen sangen die Schweden und die Deutschen seines Heeres des 
Königs Lieblingslied: „Verzage nicht, du Häuflein klein." Dann begann der 
Kampf. Der König, der anfeuernd, tadelnd jetzt bei dem Regiment, dann 
bei jenem ist, wird von einer Kugel getroffen. Bald trifft ihn noch eine 
zweite. „Ich habe genug, Bruder," sagt er zu einem Fürsten seiner 
Umgebung, „rette du dein Leben!" Er sinkt vom Pferde, und über ihn 
hinweg rast das Schlachtgetümmel. Das reiterlose, den Soldaten wohl- 
bekannte Pferd galoppiert die Schlachtreihe entlang. „Der König ist tot!" 
— der Ruf erschreckt den Mutigsten. Ein deutscher Fürst aber, Bernhard 
von Weimar, ruft: „Dann rächen wir ihn?" — und mit verdoppelter 
Wut werfen sich die Regimenter auf den Feind. Auf kaiserlicher Seite 
fällt Pappenheim, Wallenstein räumt das Schlachtfeld, aber die Schweden 
klagten über den gefallenen König, dessen Leiche man gefunden. Und die 
evangelischen Deutschen beweinten ihn, mit dem die Hoffnung der Evan- 
gelischen geschwunden schien. 
Der Krieg tobte danach schrecklicher denn je in den deutschen 
Landen. Die Schweden, die kein edler König mehr führte, wurden bald 
ärgere Quälgeister als die Soldaten Wallensteins. Jetzt schien dieser 
Deutschland allein aus der Not retten zu können. Er war friedliebender 
als der Kaiser. Vor allem wollte er die Schweden aus Deutschland wieder 
hinausbringen; denn sür den Tod ihres Königs wollten sich diese durch 
ein schönes Stück deutschen Landes bezahlt machen. Da er den Kaiser 
von seinen Absichten nicht unterrichtete, so faßte dieser ein tiefes Miß- 
trauen gegen ihn, und als er gar glaubte, fürchten zu müssen, daß 
Wallenstein im Begriff stehe, sich mit des Kaisers Feinden zu verbünden, 
um bei dieser Gelegenheit für sich die Krone von Böhmer! zu gewinnen,
	        
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