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gierung nieder und ging in das Kloster Prüm in der Diöcese Trier, um
hier seine Sünden abzubüßen. Ein baldiger Tod endete seine Leiden.
Seine drei ungerathenen Söhne erbten wie seine Länder, so seine Leiden.
Alle starben kinderlos. Karl der Kahle, der König von Westfranken,
erlangte die Kaiserkrone. Burgund und Provence bildeten sich zu
einem selbständigen Königreiche; Lothringen ward durch den Ver-
trag zu Mersen an der Maas (870) zwischen Karl dem Kahlen und
Ludwig dem Deutschen getheilt. Letzterer erhielt die Städte Straßburg,
Basel, Metz, Trier und Aachen. Durch diese Theilung kam also das
linke Rheinufer an Deutschland, und die Trennung nach Völkern und
Sprachen in ein romanisches oder westfränkisches und in ein deutsches
oder ostfränkisches Reich war vollendet.
Westfrankm.
Hier herrschten die Karolinger bis zum Jahre 987. Die unrühm-
liche Schwäche, welche die Thronfolger Karl des Kahlen zeigten, ermun-
terte insbesondere die Normannen zu immer neuen Einfällen. Auch die
Großen des Reiches selbst suchten aus der Schwäche ihrer Könige Vor-
theil zu ziehen, und die Verwirrung und Gesetzlosigkeit erreichte den
höchsten Grad. Jeder Graf, jeder Herzog umgab sich mit einem Hofe
und denselben Höfbeamten, wie sein König. Keiner hörte auf die Be-
fehle seines rechtmäßigen Königes, jeder trotzte auf eigene Macht. Um
diese trotzigen Vasallen nur in Ruhe und Ordnung zu erhalten, mußte
ihnen ein Vorrecht nach dem anderen eingeräumt werden; viele erhielten
sogar ihre Besitzungen erblich. Durch die vielen Verschenkungen wurden
die Könige nach und nach so arm, daß ihnen fast nichts, als die Krone,
zur demüthigen Erinnerung an ihre ehemalige Gewalt und Hoheit,
übrig blieb. Als endlich der letzte karolingische König, Ludwig der Faule,
der nur noch die Stadt Laon mit der Umgegend besaß, im Jahre 987
starb, bemächtigte sich Hugo Capet, ein mächtiger Graf von Paris,
des Thrones. Seine Nachfolger hießen Capetinger. Unter der Re-
gierung dieses neuen Herrschergeschlechtes wurde Mte~ Macht der über¬
mütigen Großen allmälig gebrochen, und ein Lehen nach dem anderen
wieder eingezogen. Von Hugo Capet stammen alle folgenden Könige
von Frankreich ab bis auf die neueste Zeit.
Wfranken.
Ludwig, der Deutsche (843—876), der fähigste und tüchtigste
unter den Söhnen Ludwig des Frommen, hatte seinen Sitz zu Regens-