Full text: Geschichte der neueren und neuesten Zeit (Theil 3)

Künste und Wissenschaften, die allinälig eine andere Gestalt gewannen. 
Die vielen aufblühenden Universitäten halfen kräftig nach und ver¬ 
breiteten Aufklärung rings um sich her. Die Erfindung der Buch- 
druckerkunst war das geeignetste Mittel, Tausende von Schriften 
unter das Volk zu bringen und so die Gedanken des Einzelnen wie im 
Fluge zum Gemeingute ganzer Völker zu machen. Während des regeren 
Volkslebens keimten auch die Anfänge der bürgerlichen Freiheit empor; 
ein freisinniger Geist durchdrang allmälig alle Verhältnisse des Lebens. 
Die Mängel und Gebrechen in Staat und Kirche waren zwar nicht 
größer, aber weit auffallender geworden bei dieser höheren Bildung 
und freisinnigeren Denkungsart der Völker, und ihre Quellen versiegten 
mit der Zeit. So stehen wir denn hier an der Geschichte einer Zeit, die 
mit Recht die neuere genannt wird, weil auf dem Grunde so vieler 
und großer Erfahrungen die europäischen Reiche und Völker sich neu zu 
gestalten begannen, bis sie allmälig das wurden, was sie jetzt sind. 
Unter den Begebenheiten, welche wir hier als Vorboten einer neuen 
Zeit bezeichneten, ist die Entdeckung Amerikas eine sehr einflu߬ 
reiche. Durch diese ist nunmehr ein neuer Erd theil in die Geschichte 
eingetreten, und die Geschichte selbst, welche bisher nur die sogenannte 
alte Welt, Asien, Afrika und Europa, umfaßte, wird dadurch erst zu 
einer eigentlichen Weltgeschichte. Nächst der Entdeckung von Amerika 
aber verdient besonders hervorgehoben zu werden die Reformation 
oder Kirchentrennung. 
2. Borbereitende Ursachen der Reformation. 
Schon seit langer Zeit waren nicht nur von einzelnen gutdenkenden 
Männern, sondern selbst von ganzen Völkern vielfache Klagen erhoben 
worden über den traurigen Zustand der christlichen Kirche. Und nicht 
unbegründet waren diese Klagen. Es hatten sich Mißbräuche eingeschli¬ 
chen, die ein um so größeres Aergerniß gaben, je enger sie mit der Reli¬ 
gion selbst, dem theuersten Kleinode der Völker, in Verbindung standen. 
Die Päpste, denen die Fürsten und Völker mit kindlicher Liebe und kind¬ 
lichem Gehorsam stets ergeben waren, hatten nicht immer die Würde 
und Hoheit ihres Berufes im Auge behalten. Mehre unter ihnen hatten 
ihre Macht und das Zutrauen der Völker mißbraucht und arge Unord¬ 
nungen veranlaßt. Die größte Verwirrung herrschte in dem Zeitraume 
von 1378 bis 1414, wo drei Bischöfe zugleich sich für die rechtmäßigen
	        
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