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Nachfolger Petri ausgaben, auf das Heftigste gegen einander stritten und
ihre Gegner und ganze denselben anhangende Länder verfluchten. Wie
einzelne Päpste, so ließen auch einzelne Bischöfe die weltlichen Angelegen¬
heiten, die Vermehrung ihrer Macht und Hoheit, weit mehr, als ihre
geistlichen Berufsgeschäfle, sich zur Sorge sein. Ja, bei manchen schien
es fast, als ob sie ihr geistliches Amt als ein bloßes Mittel zur Errei¬
chung irdischer Zwecke betrachteten. Das Beispiel von oben wirkte ver¬
derbvoll auf die Untergebenen. Ein Theil der niederm Geistlichkeit ver¬
sank in Unwissenheit und Unsittlichkeit; das Volk verlor immer mehr die
Achtung gegen die Religion und ihre Diener, klagte über die Reichthümer
der Kirche und die großen Geldspendungen an die päpstliche Schatzkammer
und rief laut um Abstellung vieler wahren und eingebildeten Beschwer¬
den, die seit Jahren der Gegenstand vergeblicher Vorstellungen gewe¬
sen waren.
In diesen Zeiten der Verwirrung und Bedrängniß der Kirche ist es
jedoch erfreulich zu sehen, wie ein großer Theil der Geistlichkeit, durch¬
drungen von der Hoheit seines Berufes, mit ächt apostolischem Eifer
durch Lehre und Beispiel sich gegen die eingeschlichenen Mißbräuche
stemmte. Mit ihr vereinigten alle Gutdenkenden den Wunsch und die
Hoffnung, daß sie durch eine allgemeine Kirchenversammlung abgestellt,
und die Kirche in Haupt und Gliedern erneuert würde. Zu diesem
Zwecke wurden mehre Kirchenversammlungen gehalten, zu Pisa 1409,
AU Eostnitz 1414, zu Basel 1431, im Lateran 1511. Auf diesen Conci¬
lien wurde zugleich den herrschenden Mißbrauchen eine Reihe von Ver¬
ordnungen entgegengestellt, die klar bewiesen, daß die versammelten
Väter die auf der Kirche lastenden Uebel nicht verkannt hatten, und daß
es ihnen nicht an gutem Willen fehlte, dieselben zu heilen. Es ließ sich
daher auch erwarten, daß, gleichwie die Staatsverhältnisse nicht auf
einmal, sondern nach und nach, auf dem ruhigen Wege der Entwicke¬
lung, sich neu gestaltet hatten, so auch die Kirche allmälig und deshalb
um so gründlicher von den Fehlern und Gebrechen der Zeit geheilt werden
würde. Aber mitten unter den Versuchen und Entwürfen hierzu fiel
plötzlich ein Funke in den so reichlich angehäuften Brennstoff und ent¬
zündete diesen zur furchtbaren Flamme, die mit reißender Schnelligkeit
theils verzehrend, theils läuternd sich über viele Länder verbreitete; es
war der Mißbrauch, der mit der Ausführung und Verkündigung eines
A b l a s s e s in Deutschland getrieben wurde.
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