Full text: Geschichte der neueren und neuesten Zeit (Theil 3)

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stand, vielleicht mit dem Vorsätze, in der Folge das zu widerrufen, was 
die Noth jetzt zu bewilligen zwang. 
Es konnte den Schotten nicht verborgen bleiben, daß diese Nach¬ 
giebigkeit des Königes nur eine Folge seiner Schwäche und Zaghaftig¬ 
keit sei; sie erneuerten deshalb den Krieg mit noch größerer Macht. 
Karl, dessen Hülssquellen erschöpft waren, entschloß sich (1640) zur Be¬ 
rufung eines neuen Parlamentes. Dasselbe verfuhr aber ganz im Sinne 
der früheren; statt sich auf die verlangte Geldunterstützung einzulassen, 
wiederholte es gleich zu Anfange die neuen Beschwerden. Und als der 
König in seinem Unmuthe auch dieses auflöfete, brachen die Schotten 
sogar in England ein und zwangen den aller Hülse entblößten und durch 
die steigende Bedrängniß kleinmüthig gewordenen Monarchen zur Ver¬ 
sammlung eines neuen fünften Parlamentes, unter dessen Vermittelung 
ihre Sache ausgeglichen werden sollte. 
Das lange Parlament — Dieses Parlament, welches acht 
Jahre, von 1640 bis 1648, zusammenblieb und deshalb den Namen 
des langen Parlamentes erhielt, war höchst stürmisch und hatte 
nichts Geringeres im Sinne, als des Königes kostbarste Vorrechte zu 
vernichten und eine völlige Umwälzung herbeizuführen. Sofort erhob 
es eine Reihe von Beschwerden gegen den König und seine Minister. 
Der Gras Strafford wurde als Hochverräther angeklagt unb verurteilt 
Vergebens erklärte der König, daß er feinen Minister wohl entlassen 
wolle, daß er ihn aber für keinen Hochverräther erklären könne, und 
daß er nie wider sein Gewissen handeln werde; die Wuth der aufge¬ 
reizten Volksmenge, welche das Parlamentsgebäude umgab, zwang ihn, 
das Todesurtheil zu unterschreiben, und Strafford wurde hingerichtet. 
Auch ber Erzbischof Laud ward eingekerkert, später hingerichtet; mehre 
andere Minister retteten sich durch die Flucht. Hatte der König früher 
durch Verletzung der Volksrechte gegründeten Anlaß zu Klagen gegeben, 
so machte sich jetzt das Parlament einer groben Verletzung der Königs¬ 
rechte schuldig. Es riß bie ganze Regierungsgewalt an sich unb erklärte 
sich als vom Volke ausgehenb unb unauflösbar. So war ber König 
ganz in ben Hänbeit seiner Feinbe, bie alle drei Reiche, England, Schott- 
lanb unb Jrlanb, in Flammen setzten. 
Auf staub in Jrlanb. — Seitbem schwoll furchtbar ber Strom 
der Revolution. Unglück nicht minder als der Feinde Wuth verfolgten 
den bedrängten König. In dem katholischen Irland war eben eine gräß-
	        
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