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die neue Verfassung mißbilligte. Da trat der zweite Sohn des Königes^.
Don Miguel, an die Spitze der Unzufriedenen und stellte die unum¬
schränkte Verfassung wieder her, so sehr auch der König sich dagegen
erklärte. Während dieser Unruhen riß sich Brasilien von Portugal los,
und der Prinzregent Don Pedro nahm auf Verlangen der Stände bett
Titel eines Kaisers von Brasilien an. So entstand im Jahre
1822 das erste Kaiserreich in Amerika, dessen Unabhängigkeit auch vom
Könige von Portugal am 29. August 1825 anerkannt wurde.
Im März 1826 fand endlich der König Johann VI. im Grabe die
Ruhe, welche er auf dem Throne nicht gefunden hatte. Jetzt ernannte
Don Pedro seine junge Tochter, Maria da Gloria, zur Königin
von Portugal. Allein ein großer Theil der Nation erklärte sich für
Don Miguel, der schon längst den portugiesischen Thron zum Zielpunkte
seines Strebens gemacht und deshalb im Oktober 1826 mit Maria da
Gloria zum Scheine einen Ehevertrag geschlossen hatte. Als ihm nun
im folgenden Jahre von seinem Bruder die Regentschaft übertragen:
wurde, stieß er den Vertrag um, warf sich mit Hülfe seiner Partei zum
unumschränkten Könige von Portugal auf und suchte mit Gewalt gegen
seine Feinde sich zu behaupten.
Unterdeß brach in Rio-Janeiro ein neuer Aufstand aus, in Folge
dessen Don Pedro auf den Thron von Brasilien zu Gunsten seines un¬
mündigen Sohnes, Pedro II., verzichtete und nach Europa zurück¬
kehrte (1831). Er fand in Frankreich gastliche Aufnahme und traf An¬
stalten, seine Tochter Mariä da Gloria, welche sich seit mehren Jahren
in England aufhielt, in den Besitz des ihr gebührenden väterlichen Thro¬
nes zu setzen. Er warb Truppen, rüstete Schiffe und segelte 1833 nach Ter-
ceira, einer der azorischen Inseln, welche sich dem Don Miguel nicht un¬
terworfen hatte. Von dort aus wandte er sich nach Portugal, wo ihm
das feste Oporto die Thore öffnete. Allein das Beispiel Oportos fand
nicht sogleich die gehoffte Nachahmung. Der Bürgerkrieg wüthete fort
bis zum Jahre 1834, in welchem Spanien, Frankreich und England
zur Beruhigung des Landes sich verbündeten. Da endlich gab Don
Miguel den Unseligen Kampf auf und floh nach Italien.
Nicht lange überlebte Don Pedro den Triumph der Gerechtsame sei¬
ner Tochter, für welche er ritterlich gefochten hatte. Er starb in demsel¬
ben Jahre, 1834, nachdem er Maria da Gloria für volljährig erklärt
hatte. Diese wurde nun auch als Königin anerkannt. Sie vermählte sich