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11. Karl's fernere auswärtige Kriege.
Kriegeszug gegen Tunis (1535). — Während jener gräuel¬
vollen Stürme in Münster hatte der Kaiser Karl einen Zug nach Afrika
unternommen. Hier hatte der verwegene türkische Seeräuber Chai¬
red din, genannt Barbarossa, unter dem Schutze des Sultans sich ein
Reich in Algier gegründet. Derselbe eroberte auch Tunis und vertrieb
den früheren Herrscher dieses Staates, Mul ei Hassan. Er kam mit
seinen Raubschiffen sogar nach den Küsten von Italien und Spanien.
Viele tausend Christen waren bereits von ihm nach Afrika fortgeschleppt
worden und seufzeteu dort in harter Sklaverei. Solcher Schmach der
Christenheit konnte der Kaiser nicht gleichgültig zusehen. Als Schirm¬
herr derselben hielt er sich in seinem Gewissen verpflichtet, den Seeräu¬
bern das ehrlose Handwerk zu legen. Im Sommer des Jahres 1535
setzte er mit einer großen Flotte, welche der genuesische Seeheld An-
dreas Doria befehligte, nach Afrika über. Sein christliches Unterneh¬
men ward herrlich gekrönt. Chaireddin's Heer wurde völlig geschlagen,
Tunis erobert, worauf das Innere des Landes dem früheren Herrscher
Mutei Hassan zurückgegeben wurde. Dieser glänzende Sieg gewährte
Karl die unaussprechliche Freude, zwei und zwanzig tausend Christen in
ihre Heimath zu entlassen. Den Tag ihrer Befreiung hielt er für den
schönsten seines Lebens, und mit Thränen in den Augen soll er gesagt
haben: ^Dieser Gewinn lohne den Feldzug allein, wenn er auch weiter
nichts gewonnen hätte." Jetzt eilten die Befreiten, beschenkt vom Kaiser,
in ihre Heimath zurück und verkündeten den Ruhm ihres Erretters durch
die europäischen Länder. Noch in demselben Jahre kehrte auch Karl als
ein in der ganzen Welt bewunderter und über alle Helden des Alter¬
thums hochgepriesener Monarch nach Europa zurück, wo ihn bereits neue
Händel erwarteten.*)
*) In demselben Jahre (1535), in welchem Karl Tunis eroberte, wur¬
den die Wiedertäufer aus Münster vertrieben, Lima von Pizarro gegrün¬
det, und Chili in Südamerika von Almagro entdeckt. Auch wurde der
Rauchtabak in Europa bekannt, der zuerst von einem spanischen Mönche
auf der Insel St. Domingo in der Provinz Tabaco gesunden worden
war. Der Franzose Johann Nicot, welcher als Gesandter am portu¬
giesischen Hofe diese Pflanze gesehen hatte, überreichte sie bei seiner Ankunft
in Frankreich 1535 der Königin, wovon sie den Namen Nicotiana und
Königskraut erhielt. Von den Körben, latein. canistra, in welchen der Ta¬
bak verschickt wurde, bekam dieser den Namen Canaster.
Weiter's Wcltgesch. III. 24 Aufl.